Zweitplatzierte Athleten bei Olympia, so hat gerade eine Studie ergeben, trauern häufig dem verpassten Gold nach und schmälern damit ihre Freude. Grundsätzlich mag dies richtig sein - im Fall von Adam Malysz stimmt es aber sicherlich nicht. Wie ein Kind freute sich der 32 Jahre alte Skispringer aus Polen am Wochenende über seine Silbermedaille von der Großschanze. Und das aus zwei guten Gründen. Erstens schwebt der Schweizer Simon Ammann, der ihn wieder einmal auf Platz zwei verwiesen hat, sowieso in einer eigenen Umlaufbahn. Und zweitens hat Malysz früh gelernt, dass man nicht immer ganz oben sein kann.

So fiel er sportlich in ein tiefes Loch, als er mit 19 Vater wurde. Viel zu früh sei das gewesen, sagt er heute. Mithilfe von Psychologen fand er damals wieder zu sich selbst. Seither brachte er es, wie sein Vorbild Jens Weißflog, zum erfolgreichen Vielflieger. Vier WM-Titel und Gesamtweltcupsiege haben ihm den Beinamen Adam Riese eingebracht und in Polen zum Helden gemacht.

Längst ist aus dem schüchternen 1,69-Meter-Männlein von einst ein lockerer Typ geworden, der gern auf Golf- und Bolzplätze geht und seine Späße auch auf Deutsch zu machen versteht.

Geblieben ist der Tick mit dem polnischen Weihnachtslied, das Malysz vor jedem Absprung summt. Das ist dem Anlass angemessen: Olympia sind seine persönlichen Feiertage.