Bundestrainer Uwe Krupp soll Barta bereits Ende letzter Woche mitgeteilt haben, dass seine Chancen auf die Olympia-Teilnahme gesunken sind.

Hamburg. Wenn heute Abend um 19.30 Uhr die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft in Frankfurt gegen Lettland ein letztes Mal ihre Olympia-Form testet, könnten es für Alexander Barta die vorerst letzten Minuten im Trikot mit dem Bundesadler werden. Nach Abendblatt-Informationen droht dem 27 Jahre alten Kapitän der Hamburg Freezers überraschend das Olympia-Aus.

Bundestrainer Uwe Krupp soll Barta bereits Ende vergangener Woche in einem Telefonat mitgeteilt haben, dass seine Chancen auf einen Platz im Team für Vancouver deutlich gesunken sind und er sich darauf einstellen sollte, nicht in Kanada dabei zu sein. Derzeit wird sogar über eine vorzeitige Rückkehr nach Hamburg und die damit verbundene Möglichkeit, am Freitag für die Freezers in Mannheim aufzulaufen, spekuliert.

"Wir haben diese Gerüchte auch gehört", sagt Freezers-Trainer Paul Gardner. "Allerdings liegt uns bislang noch nichts Offizielles vom Deutschen Eishockey-Bund (DEB) vor. Ich habe aber in den letzten Tagen wirklich viele unterschiedliche Dinge über das Thema Barta gehört. Wir müssen einfach abwarten. Für Alex würde es mir wahnsinnig leid tun - für uns wäre es natürlich gut, wenn er uns in so einem wichtigen Spiel zur Verfügung stehen würde."

Eine nicht unbegründete Hoffnung: Krupp beobachtete den Mittelstürmer zuletzt vor anderthalb Wochen beim Auswärtsspiel in Düsseldorf und war von der Leistung sowie der Körpersprache des Offensivspielers wenig angetan. Da er bei der Nationalmannschaft maximal für die dritte oder vierte Angriffsreihe vorgesehen ist, könnte Krupp befürchten, dass Barta sich ähnlich hadernd und unzufrieden zeigt wie zuletzt im Verein. Dies wäre Gift für die Chemie im Team. Dazu wird wegen seines Fitnesszustandes bezweifelt, dass er als dritter oder vierter Mittelstürmer die nötige Energie einbringen kann. Da es auf seiner Position mit den NHL-Stars Marco Sturm, Jochen Hecht und Marcel Goc sowie dem überragend spielenden Wolfsburger Kai Hospelt namhafte Konkurrenz gibt, könnte Barta auf der Strecke bleiben.

"Das können wir nicht bestätigen. Jeder hat noch die Chance, in den Kader zu kommen. Wir gehen davon aus, dass Alex bei der morgigen Abreise dabei ist", sagte DEB-Pressesprecher Tommi Melkko. Dies wäre aber nicht gleichbedeutend mit einer Nominierung. Denn erst am nächsten Montag, zwei Tage vor dem ersten Gruppenspiel gegen Schweden, muss Krupp seinen 23-Mann-Kader endgültig benennen. Alle überzähligen Spieler müssen, gemäß den Olympiastatuten, umgehend die Rückreise antreten. Ob Barta nur zu einem Kurztrip die weite Reise antritt, ist ungewiss.

Für den gebürtigen Berliner, der gestern telefonisch nicht für eine Stellungnahme zu erreichen war, wäre eine Nichtnominierung eine persönliche Katastrophe. Nach schweren Verletzungen in den vergangenen beiden Jahren (Oberschenkelbruch, Innenbandriss) kämpfte sich der Offensivspieler zurück, immer mit dem Ziel Vancouver vor Augen. Aus seiner seit Wochen andauernden Formschwäche macht der selbstkritische Profi keinen Hehl. Vorwürfe, er würde sich im Team für die Olympischen Spiele schonen, wies er zurück. Dass es für ihn sportlich nicht rund lief, führt Barta auf die lange Verletzungspause und die aktuelle Krisensituation im Klub zurück. Daher freute er sich darauf, dem grauen Ligaalltag zu entfliehen. Ein Vorhaben, das nun zu scheitern droht.