Abendblatt-Reporter Rainer Grünberg ist vor Ort in Vancouver und schildert seine ersten Eindrücke aus der schönen Olympia-Metropole.

Vancouver. Am Freitag werden in Vancouver die Olympischen Winterspiele eröffnet. Für die Eiskunstläufer haben sie bereits begonnen. Sie stehen schon beim Training im Pazific Coliseum unter ständiger Beobachtung. Die Preisrichter haben erste abschätzige Blicke auf sie geworfen. Wie gut sind die Sportler in Form, was für Sprünge planen sie, wie sicher stehen sie diese. „Und deshalb“, sagt Ingo Steuer, „darfst du dir vor großen Wettbewerben im Training eigentlich keine Patzer mehr erlauben, Stürze schon gar nicht. Dann schauen die später ganz genau hin, gibt es einen Wackler oder nicht. Läuft dagegen alles glatt, hast du später bestimmt unbewusst einen Bonus. Dann fließt der gute Trainingseindruck irgendwie in die Note ein.“ Steuer ist Trainer der deutschen Goldhoffnung Aljona Savchenko/Robin Szolkowy. Die zweimaligen Paarlauf-Weltmeister müssen am kommenden Sonntag zum Kurzprogramm antreten, am Montag zur Kür.

Das mit den Preisrichtern ist bei den Eiskunstläufern eine ewige Crux. Früher ging es da zu wie heute beim European Song Contest. Nachbarschaftshilfe war dabei noch die harmloseste Form der Schiebung, Bestechung die üblere. Heute lassen die klarer formulierten Regularien für Manipulationen weniger Raum, aber immer dort, wo Menschen Menschen bewerten, fällt es schwer auf einen Nenner zu kommen, gerade bei knappen Entscheidungen. Wahrnehmung ist eben keine Wahrheit, und die liegt beim Eiskunstlaufen nun mal nicht auf dem Eis.

Savchenko/Szolkowy haben bei ihren bisherigen Trainingsauftritten bisher einen guten Eindruck hinterlassen. Nicht alle Preisrichter haben das leider gesehen. Steuer lässt nämlich gern frühmorgens üben, schon mal um sieben Uhr. Da pflegen viele noch den Schlaf der Gerechten. Gerechtigkeit scheint im Eiskunstlaufen ein besonders ausgeruhtes Gut zu sein. Wie gut, dass die Medaillenentscheidungen erst am späten Nachmittag und frühen Abend Ortszeit, in Deutschland mitten in der Nacht, stattfinden. Vor dann wachen Augen hoffentlich.