Am Sonntag treffen die New Orleans Saints im 44. Super Bowl in Miami auf die Indianapolis Colts. Quarterback Drew Brees steht im Mittelpunkt.

Hamburg/Miami. Die Stadt lag in Trümmern, das örtliche Football-Team war ein sportlicher Scherbenhaufen und die Schulter von Drew Brees ein medizinisches Minenfeld: Als der Quarterback 2006 bei den New Orleans Saints unterschrieb, schienen sich die Wege der neuen Vertragspartner auf fast schicksalhafte Weise zu kreuzen.

Auf der einen Seite der chronisch erfolglose Klub aus der wunderschönen Südstaaten-Metropole, die wenige Monate zuvor von Hurrikan Katrina verwüstet worden war. Auf der anderen Seite der einst hochgehandelte Spielmacher, den viele nach elf Operationen schon abgeschrieben hatten.

Gemeinsam begannen sie den Aufbau. Brees wurde sukzessive zum Spielmacher mit dem gefürchtetsten Wurfarm der National Football League (NFL). New Orleans erstrahlt inzwischen vielerorts wieder in altem Glanz. Es ist eine dieser Comeback-Geschichten, die sie gerade in den USA so lieben. Am Sonntag (0.00 Uhr/live in der ARD und bei ESPN America) soll das Märchen seinen vorläufigen Höhepunkt erfahren. Dann treffen die Saints im 44. Super Bowl in Miami auf die Indianapolis Colts.

«Ich bin dort, wo ich hingehöre. Es fühlt sich beinahe so an, als wäre New Orleans meine Berufung», meint Brees: «Die Stadt, die Saints und ich mussten alle wieder auf die Beine kommen - das konnten wir nur gemeinsam schaffen. Die Vertragsunterschrift in New Orleans war so etwas wie ein Wendepunkt in meinem Leben.» Seine Worte unterstreicht der 31-Jährige fast täglich mit seinem Handeln.

Knapp zwei Millionen Dollar trug Brees mit seiner Stiftung bisher zum Wiederaufbau von New Orleans bei und kümmert sich um zahlreiche soziale Projekte. «Ich spüre eine große Verantwortung. Der Gemeinschaftssinn in dieser Stadt hat einen großen Platz in meinem Herzen», sagt der Quarterback, der schon vor seinem ersten Passversuch im Saints-Dress mit offenen Armen empfangen worden war. Immer wieder fanden er und seine Ehefrau Brittany hausgemachte Brownies oder andere Geschenke vor der Tür ihres Hauses.

«Da wurde mir immer deutlicher, dass es hier um mehr als um Football geht. Hier geht es um etwas ganz Besonderes», meint Brees, der mit dem Super-Bowl-Sieg wohl endgültig zu einem fast schon heiligen Schutzpatron von New Orleans aufsteigen würde. Schon jetzt sind T-Shirts mit der Aufschrift «Breesus» in Louisiana der große Verkaufsschlager. Werden andere Sportstars in den USA verehrt, so wird der gebürtige Texaner in seiner Wahlheimt geliebt.

«Drew ist unser Anführer. Wenn er mich auffordern würde, von einer Brücke zu springen, um ein Spiel zu gewinnen, würde ich sicher nicht zögern», meint Saints-Guard Carl Nicks über den Spielmacher, der den Klub erstmals in der 43-Jährigen Vereinsgeschichte ins NFL-Endspiel geführt hat. «So weit wird es nicht kommen», sagt Brees und lässt sein kurzes Lachen schnell wieder verstummen: «Wir sind noch nicht am Ende. Mit einem Sieg am Sonntag können wir der Stadt noch mehr zurückgeben.»

Den ersten Erfolg über den ausgerechnet in New Orleans geborenen Colts-Spielmacher Peyton Manning kann Brees allerdings bereits vor dem Super Bowl verzeichnen. Schon jetzt ist er der beliebteste Quarterback, den New Orleans je hatte. Zuvor war diese Rolle Archie Manning vorbehalten. Peytons Vater dirigierte die Offensive der Saints von 1971 bis 1982.