Der Olympiasieger Christian “Büdi“ Blunck über fehlende Breite im Kader, seine sportliche Philosophie und die Geldsorgen des Vereins.

Hamburg. Die heisere Stimme war Zeuge der harten Nacht, die hinter Christian "Büdi" Blunck lag. Bis 4 Uhr am Montagmorgen hatte der 41-Jährige mit den Hockeyherren des Harvestehuder THC die in Berlin gewonnene Hallen-Vizemeisterschaft gefeiert. Zwischen Aufstehen und dem Auftritt in der Hamburg-1-Talksendung "Rasant" nahm sich der Trainer Zeit für ein Gespräch mit dem Abendblatt.

Abendblatt: Herr Blunck, haben Sie mit dem Abstand von einer Nacht schon analysiert, warum es im Finale gegen Mannheim nicht zum Sieg gereicht hat?

Christian Blunck: Außer ein wenig Glück und Kraft hat uns vor allem die Breite im Kader gefehlt, um ein Topteam wie Mannheim zu besiegen. Die 60 regulären Minuten haben wir gut überstanden, aber die 15 in der Verlängerung waren hart. Vielleicht hätte ich mehr wechseln müssen, aber wer weiß, ob wir dann so gut mitgehalten hätten. Trotzdem bin ich wahnsinnig stolz auf die Leistung, die die Jungs abgerufen haben. Sie haben sich für den Verein zerrissen.

Abendblatt: Im Feld sind Sie zweitklassig, liegen mit drei Punkten, aber auch einem Spiel weniger hinter Neuss. Nur einer steigt auf. Kann das gute Abschneiden in der Halle einen Schub für den Aufstiegskampf geben?

Blunck: Ich gehe fest davon aus. Der Aufstieg ist das wichtigste Saisonziel, wichtiger als der Titel in der Halle es war. Der HTHC gehört in die Bundesliga, und Erfahrungen wie in Berlin geben meinen Spielern Sicherheit für die Feld-Rückrunde.

Abendblatt: Was fehlt Ihrem Team denn, um den Aufstieg zu packen und sich in der Bundesliga wieder zu etablieren?

Blunck: Unser Kader ist so gut, dass wir beides auch mit dem jetzigen Team schaffen könnten. Langfristig ist es mein Ziel, dass wieder mehr Spieler aus der eigenen Jugend für die ersten Mannschaften bei Damen und Herren geformt werden. Da hatten wir in den vergangenen Jahren ein kleines Loch. Aber in den nächsten fünf Jahren kommen einige Talente mit Potenzial nach. Die Jugend muss bei uns wieder Priorität genießen. Daran arbeite ich gemeinsam mit meinem Freund Peter Krueger, der das gleiche Ziel bei den Damen verantwortet.

Abendblatt: Sie haben im vergangenen Herbst das Präsidentenamt an Cito Aufenacker abgegeben. Dabei hatten Sie Ihr erklärtes Ziel, den HTHC wenigstens in Hamburg wieder an die Spitze zu führen, nicht erreicht.

Blunck: Wir waren uns einig, dass ein hauptamtlicher Trainer nicht auch Präsident sein kann. Trotzdem arbeite ich natürlich auch weiterhin am Erscheinungsbild unseres Klubs. Wenn man gesehen hat, wie viele Fans uns nach Berlin begleitet, was für eine Stimmung sie gemacht und wie großartig alle zusammen den Klub repräsentiert haben, dann muss man allen, die uns schon abgeschrieben hatten, jetzt sagen: Der HTHC lebt! Das war schon eine Genugtuung für mich.

Abendblatt: Zumal es zuletzt immer wieder hieß, der Verein habe akute Finanzprobleme und sei kurz vor dem Bankrott.

Blunck: Leistungssport kostet Geld und ist, gerade im Hockey, ohne Sponsoren und Mäzene nicht zu machen. Aber wir haben in den vergangenen drei Jahren 350 neue Mitglieder gewonnen, haben jährliche Einnahmen von rund einer Million. Wir sind nicht an der Bankrottgrenze, aber wir müssen natürlich auch weiterhin um Sponsoren kämpfen.

Abendblatt: Dass Sie den Meistertitel gar nicht holen wollten, weil Sie sich den anschließenden Europapokal nicht hätten leisten können, stimmt demnach nicht?

Blunck: Nein, denn Erfolge wie jetzt in Berlin helfen auch immer, neue Sponsoren zu begeistern. Wir sind auf dem richtigen Weg. Um die Zukunft mache ich mir wirklich keine großen Sorgen.