Mit 3:4 unterlagen die Hockeyherren des Harvestehuder THC im Finale dem Mannheimer HC - dabei hatten die Hamburger mit 3:2 geführt.

Berlin. Ein Vertreter für Sauerstoffzelte hätte am Sonntagnachmittag in der Max-Schmeling-Halle das Geschäft seines Lebens machen können. Nach einem Kraftakt, der am Sonnabend beim 9:4 gegen den Rüsselsheimer RK im Halbfinale begonnen und einen Tag später erst nach der Verlängerung des Finales um die deutsche Hallenmeisterschaft geendet hatte, war es nicht nur die Enttäuschung, die die Hockeyherren des Harvestehuder THC in die Knie gehen ließ. 3:4 waren sie dem Mannheimer HC unterlegen, und wenn der Begriff „Meister der Herzen“ nicht dermaßen überstrapaziert wäre, müsste man ihn benutzen, um zu beschreiben, was das von Hamburgs Hockeylegende Christian „Büdi“ Blunck trainierte Team erreicht hatte an einem Wochenende, das eine starke Saison der Schwarz-Gelben vom Voßberg gekrönt hatte.

„Ich bin wahnsinnig stolz auf meine Jungs. Uns hat am Ende nur ein wenig Kraft und Glück gefehlt“, sagte Blunck - und hatte das Geschehen damit auf den Punkt gebracht. Nach einer taktischen Glanzleistung gegen Europacupsieger Rüsselsheim war sein Team auch gegen die spielstarken Mannheimer, die im Halbfinale Uhlenhorst Mülheim mit 13:6 vorgeführt hatten, keinesfalls die schlechtere Mannschaft gewesen. Dank eines überragenden Abwehrchefs Moritz Fuhrmann und eines glänzend haltenden Torhüters Marc Duchow drehten die Harvestehuder einen 0:2-Rückstand durch Tore des starken Angreifers Sebastian Feller, der per Siebenmeter (28.) und mit der dritten von drei Strafecken (35.) traf, sowie des agilen Mittelfeldmotors Tobias Lietz (31.) in ein 3:2.

Es war auch der Abwehrschlacht gegen Rüsselsheim geschuldet, dass die Kräfte anschließend schwanden. Zudem war der österreichische Torjäger Benjamin Stanzl durch eine Oberschenkelverletzung gehandicapt und kam deshalb nicht wie üblich zur Geltung. „Die erste Fünf hat zu viel Spielzeit gehabt, wir hatten nicht die Möglichkeiten, um öfter durchzuwechseln. Deshalb ist uns am Ende etwas die Luft ausgegangen“, sagte Fuhrmann, der völlig zu Recht zum besten Spieler des Turniers gewählt wurde. In der Kategorie „Bester Torwart“ triumphierte Duchow, was für den HTHC und seine rund 400 lautstarken Fans ein Trost war. Wer bei der Siegerehrung in die schon wieder fröhlichen Gesichter der Hamburger blickte, der konnte erahnen, dass sich mit ein wenig Abstand die Erkenntnis durchgesetzt hatte, dass der Vizemeistertitel als Erfolg zu werten sein sollte.

„Wir haben nicht nur eine starke Endrunde gespielt, sondern auch eine richtig gute Saison“, sagte Sebastian Feller. „Wir sind in der Nordgruppe Vizemeister geworden und haben im Viertelfinale bei Westmeister Krefeld gewonnen. Das darf man alles nicht vergessen.“ Man müsse den Schwung aus der Halle nun in die Rückrunde der Feldsaison hinüberretten, die Ende März startet. Unter freiem Himmel ist der HTHC nur zweitklassig, der Wiederaufstieg ist das Ziel. „Daran werden wir hart arbeiten“, sagte Fuhrmann (21), der mit einer Leistung wie in Berlin bald auch im Feld in den A-Nationalkader vorstoßen dürfte.

Allerdings stand vor der Arbeit eine Party im Klubhaus auf dem Programm. Um nicht, wie auf der Anreise, fünf Stunden über die verschneite Autobahn zu schleichen, reiste das Team mit dem ICE nach Hamburg zurück. Bereits auf der Rücktour wurde der Vize-Titel kräftig begossen. Alkohol statt Sauerstoff – auch eine Art, um die Spuren eines harten Wochenendes zu verwischen.