Auch im letzten Spiel gegen Tschechien hat die deutsche Handball-Team von Trainer Heiner Brand keinen weiteren Sieg bei der EM in Österreich geholt.

Innsbruck. Mit einem 26:26 (16:14) gegen Tschechien hat die deutsche Handball-Nationalmannschaft die EM in Österreich als Zehnter abgeschlossen, ihrer schlechtesten Platzierung in der Turniergeschichte. "Die Schlussszene war symptomatisch für das gesamte Turnier", sagte Bundestrainer Heiner Brand, "wir haben die Chance zum Siegtor, vergeben diese durch fehlende taktische Disziplin und können letztlich froh sein, mit einem Unentschieden rauszugehen."

Christian Fitzek, Sportchef der HSV-Handballer, analysiert für das Abendblatt das Abschneiden des Weltmeisters von 2007:

"Die EM hat gezeigt, dass wir nicht mehr zu den besten sechs Handball-Mannschaften der Welt gehören. Gerade zwei Spieler unseres Teams haben in Österreich ihre internationale Klasse bewiesen: Torhüter Johannes Bitter und Linksaußen Torsten Jansen. Obwohl beide vom HSV kommen, glaube ich, bei dieser Einschätzung nicht die Vereinsbrille aufgesetzt zu haben.

Unserer Mannschaft, das habe ich an dieser Stelle bereits beklagt, mangelt es an spielerischer Qualität. Ein eindeutiges Indiz ist, dass unsere Außen im Vergleich zu den Spitzenmannschaften kaum Tore gemacht haben; nicht, weil sie zu schlecht geworfen haben, sondern weil sie keine Gelegenheit dazu erhielten. Das liegt in erster Linie am Fehlen eines Spielmachers. Michael Kraus fehlte dafür die Form, Michael Haaß die Erfahrung. Unser Spiel bot dadurch nichts Außergewöhnliches und war leicht berechenbar.

Haaß wiederum hat sich wie der wurfgewaltige Halblinke Lars Kaufmann in diesem Turnier weiterentwickelt. Das macht Hoffnung für die Zukunft, die nur London 2012 heißen kann, die Olympischen Spiele. Diese zweieinhalb Jahre werden wir aber mindestens brauchen, um in die Weltspitze zurückzufinden. Es wird ein schwieriger Weg, denn die überragenden Talente, die uns alsbald weiterhelfen könnten, sehe ich in der Bundesliga derzeit nicht.

Sicher, mit Rückkehrer Pascal Hens wird das Spiel der Nationalmannschaft an Variabilität gewinnen, seine Dynamik wird dem Team neue Impulse geben. Aber: Wir brauchen nicht nur einen Hens, wir brauchen viele.