Die 20-jährige Nationalstürmerin Lisa Hahn will die Damen des Uhlenhorster HC in Berlin zum Titelgewinn schießen.

Hamburg. "Es reicht nicht, nur Tore zu schießen. Ich weiß, dass ich noch Potenzial habe, um mich zu steigern." Gesagt hat diese Sätze Lisa Hahn, 20 Jahre alte Hockey-Nationalstürmerin in Diensten des Uhlenhorster HC. Wenn man weiß, dass sie sie im Rückblick auf den 4:3-Sieg beim Düsseldorfer HC im Viertelfinale um die deutsche Hallenmeisterschaft sagte, den sie mit vier Toren quasi im Alleingang besorgt hatte, dann darf man gespannt sein auf das, was an diesem Wochenende in Berlin von ihr zu erwarten ist.

Im Halbfinale der Endrunde in der Max-Schmeling-Halle trifft "Hähnchen", wie die Torjägerin in Hockeykreisen heißt, seit es bei ihrem Exklub SW Neuss einst zu viele Lisas im Team gab, mit dem amtierenden Feldmeister auf Lokalmatador Berliner HC. Mit 42 Saisontoren hat die nur 157 cm große Angreiferin bislang eindrucksvoll bewiesen, dass wahre Größe im Sport nichts mit der Körperlänge zu tun hat. Dennoch lehnt sie es ab, nur auf ihren Torriecher reduziert zu werden. "Ich bin sehr selbstkritisch und habe den Anspruch, mich für das Team bestmöglich einzubringen", sagt sie. Deshalb sei es ihr genauso wichtig, ihre Sturmpartnerinnen Marie Mävers und Jana Teschke in Szene zu setzen. "Unser Erfolgsgeheimnis ist doch, dass wir als echtes Team auftreten und deshalb so schwer auszurechnen sind", sagt sie.

Dass die Studentin der Ernährungswissenschaften dennoch die Gabe besitzt, dort zu stehen, wo eine Torjägerin stehen muss, liegt möglicherweise in den Genen. Hahn wuchs in einer Mönchengladbacher Hockeyfamilie auf. Ihre Eltern und Bruder Moritz (22), der in Rheydt spielt, sind zwar Verteidiger, Tante Birgit jedoch, 1984 in Los Angeles Olympiazweite, hatte ebenfalls den Zug zum Tor, der ihre Nichte nun auszeichnet. Das Geheimnis sei, vor dem Tor intuitiv zu handeln. "Wenn man anfängt nachzudenken, dann ist es schon zu spät", sagt sie. Ruhe und Gelassenheit, die unerlässlichen Charaktereigenschaften eines Torjägers, holt sich die nach Eigenauskunft impulsive und gefühlsbetonte Rheinländerin am liebsten bei Spaziergängen an der Alster.

Lisa Hahn kam im April vergangenen Jahres auch der Liebe wegen nach Hamburg. Die Fernbeziehung zu ihrem Freund Valentin Altenburg, Co-Trainer der UHC-Herren, war zu stressig geworden. Mittlerweile lebt das Paar in einer gemeinsamen Wohnung in Winterhude - und die Jung-Nationalspielerin, die in der vergangenen Woche mit dem Feld-A-Kader einen Lehrgang auf Gran Canaria absolvierte, kann auf unerwartet erfolgreiche Monate im neuen Klub zurückblicken. "Ich wusste, dass in dem jungen UHC-Team viel Potenzial steckt. Aber dass wir gleich den Feldtitel holen würden und nun auch die Chance auf das Double haben, das hätte ich nicht geglaubt", sagt sie.

Weil der Erfolg eben auch mit ihrem Namen verbunden ist, darf Hahn sich Hoffnungen machen, im Spätsommer bei der WM in Argentinien aufzulaufen. Ihr Fernziel sind jedoch die Olympischen Spiele 2012 in London. Dort möchte sie in die Fußstapfen ihres Idols Natascha Keller treten. Die Angreiferin vom Berliner HC, die in der Halle wegen eines Auslandsaufenthaltes nicht spielberechtigt ist, bewundert sie, "weil sie in einer anderen Welt spielt". Wenn Lisa Hahn weiter so hart an sich arbeitet, dann ist der Weg in diese andere Welt für sie vielleicht gar nicht mehr so weit.

Der Spielplan der Endrunde: Halbfinale, Damen: RW Köln - TSV Mannheim (12 Uhr), Uhlenhorster HC - Berliner HC (14.15 Uhr). Herren: Mülheim - Mannheimer HC (16.30 Uhr), Rüsselsheim - Harvestehuder THC (18.45 Uhr, alle Sonnabend). Finals am Sonntag: Damen 11.30 Uhr, Herren 14.30 Uhr.