Insgesamt werden circa 70 Tonnen Gepäck per Flugzeug nach Kanada gebracht - darunter zehn Bobs und Bier für die Feiern.

Frankfurt/Main. Der Countdown für die Winterspiele in Vancouver läuft, die Expedition Olympia hat bereits begonnen. Seit Montag ist die Luftbrücke zwischen Frankfurt/Main und Kanada in Betrieb. Bis zur Eröffnungsfeier am 12. Februar werden zwischen zehn und zwölf Sendungen mit insgesamt rund 70 Tonnen Gepäck der deutschen Mannschaft über den Atlantik geflogen.

An Bord der Lufthansa-Jumbos unter anderem: 10 Bobs, 20 Schlitten, aufklappbare Massagebänke und Bestrahlungsgeräte, persönliches Gepäck der Atleten - und Bier für Medaillenfeiern im olympischen Dorf. «Allein die Mannschaftsbroschüren wiegen dreieinhalb Tonnen», sagt Achim Bueble.

Hinter dem Cheflogistiker des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), der in dieser Funktion seine 15. und letzten Olympischen Spiele bestreitet, liegen anstrengende Wochen. «Bei Winterspielen ist alles eine Nummer kleiner als bei Sommerspielen. In der Planung muss aber trotzdem vieles bedacht werden», sagt Bueble über die logistische Herausforderung Olympia.

«Jeder Fachverband verpackt seine Sachen selbst. Wir holen sie ab und bringen sie zum Flieger», sagt Bueble, der für Kanada besondere Einfuhrbestimmungen für Medikamente, Holzverpackungen, Waffen und Munition beachten musste. «Packing»-Listen mit den Inhalten der Paletten und Arztkoffer wurden bereits vor Monaten erstellt und an Kanadas Behörden geschickt. Die Genehmigungen sind längst da.

Der Chefplaner ist aber auch auf Unterstützung der Olympioniken angewiesen. Bei den Sommerspielen in Peking 2008 (Bueble: «Die Veranstaltung mit der größten logistischen Herausforerung») kam eine Sendung für die Abteilung Hockey verspätet an, weil Kosmetika nicht registriert waren. Bueble: «Wir haben die Sportler gebeten, auf Lebensmittel wie Salami in den Kisten zu verzichten. Das könnte zu Verzögerungen bei der Einfuhr führen.»

Am schwierigsten gestaltet sich die Verpackung der Bobs, die in Holzkisten auf die Reise gehen. Die Utensilien der Eishockey-Cracks werden in Füssen reisefertig verstaut und nach Ankunft in Vancouver sofort in der Halle gelagert. Die deutsche Haus-Apotheke wird in München zusammengestellt, die Ausrüstung der Physiotherapeuten in Donaustauf und Balingen. Die Transport-Kosten belaufen sich auf fast 160.000 Euro. Zum Vergleich: In Peking waren es knapp 300.000.

Bueble selbst wird am Freitag in den Flieger steigen und nach der Ankunft die erste Sendung in Vancouver in Empfang nehmen. Auch im Hafen wird er sein: 21 Mannschafts-Autos werden verschifft.

Das Abenteuer Olympia ist für Bueble mit dem Startschuss am 12. Februar nicht beendet. Im Gegenteil: «Ein geordneter Rückzug ist genauso wichtig. Wir haben nach der Schlussfeier gerade mal zwei Tage Zeit dazu.» Erschwerend: Die Langlauf-Ausrüstung muss nach Lahti verfrachtet werden.

Viel Zeit zum Verschnaufen bleibt da für «Mister Perfect» Bueble nicht, der bei Olympia 24 Stunden über zwei Handys erreichbar ist. Trotzdem hofft er, Biathlon-Wettbewerbe besuchen zu können. Ein Näschen für goldene Momente hat er offenbar. Der Geschäftsführer der Deutschen Olympischen Akademie (DOA) erlebte in Peking den Triumph von Gewichtheber Matthias Steiner vor Ort mit.