Vor drei Jahren traf Kohlschreiber schon einmal auf Nadal - und begeisterte das Publikum. Er hatte im Vorfeld große Sprüche geklopft.

Melbourne. Zwei Trainingskollegen aus Oberhaching fordern in Melbourne die Besten der Welt. Philipp Kohlschreiber tritt morgen in der dritten Runde der Australian Open gegen Titelverteidiger Rafael Nadal an, Florian Mayer muss sich mit US-Open-Sieger Juan Martin Del Potro auseinandersetzen. "Wir können locker aufspielen und haben nichts zu verlieren", sagten die beiden Deutschen, die ihre sportliche Heimat vor den Toren Münchens haben, unisono mit Blick auf die Matches.

Kohlschreiber bezwang in der zweiten Runde den Amerikaner Wayne Odesnik mit 6:4, 3:6, 6:3, 6:2 und erfüllte damit als 27. der Setzliste seine eigenen Erwartungen. Mayer stieß mit dem 4:6, 6:4, 7:6 (7:2), 6:1 über den an 29 gesetzten Serben Viktor Troicki unter die letzten 32 vor und konnte es zunächst gar nicht realisieren: "Das fühlt sich richtig gut an, ich bin noch ganz überwältigt. Ich habe mich auf dem Platz teilweise wie in Trance gefühlt." Der einstige Wimbledon-Viertelfinalist trumpfte mit seinem variantenreichen Spiel stark auf und entnervte den 23 Jahre alte Troicki so sehr, dass dieser die Partie im letzten Spiel mit sechs Doppelfehlern beendete.

Die Reihe der deutschen Erfolge der mit umgerechnet rund 15,5 Millionen Euro dotierten Veranstaltung ergänzte Angelique Kerber (Kiel), die durch einen 6:2, 6:3-Erfolg gegen die Französin Aravane Rezai erstmals die dritte Runde bei einem der vier Major-Turniere erreichte. Julia Görges aus Bad Oldesloe zog als Nachzüglerin mit einem 6:0, 3:6, 6:3 über die Österreicherin Tamira Paszek in die zweite Runde ein.

Einziger deutscher Verlierer war Rainer Schüttler. Der 33 Jahre alte Korbacher unterlag dem spanischen Linkshänder Feliciano Lopez mit 3:6, 6:2, 3:6, 2:6 und wartete mit einer ungewöhnlichen Erklärung auf: "Im dritten Satz ist mir etwas die Luft ausgegangen, danach konnte ich nicht mehr gegenhalten."

Vor drei Jahren war Kohlschreiber in Melbourne schon einmal auf Rafael Nadal getroffen - und hatte das Publikum begeistert. Der Augsburger hatte damals im Vorfeld große Sprüche geklopft, aber auch Taten folgen lassen, einen Satz für sich entschieden und einen tollen Kampf geboten. "Ich war noch jung und habe locker geredet", sagte Kohlschreiber, "vielleicht sind meine Chancen jetzt ein bis zwei Prozent besser. Viel geändert hat sich aber nicht." Ganz anders bei Florian Mayer, der sich nach einer freiwilligen Auszeit 2008 von Platz 366 der Weltrangliste auf Rang 60 vorgearbeitet. "Erst jetzt habe ich das Gefühl wieder auf der Tour angekommen zu sein", sagte Mayer nach seinem größten Sieg seit drei Jahren.