Hamburg. Kathrin Hölzl (25) aus Berchtesgaden ist eine der großen Medaillenhoffnungen des Deutschen Ski-Verbandes. Nach ihrem Weltmeistertitel im Riesenslalom im vergangenen Jahr gewann die Zoll-Hauptwachtmeisterin im olympischen Winter bereits zwei Weltcuprennen in ihrer Spezialdisziplin.

Hamburger Abendblatt:

Sie haben den Sieg beim Weltcuprennen in Lienz Ihrem Bruder vorhergesagt. Welche Medaille haben Sie denn der Familie bei den Olympischen Spielen versprochen?

Kathrin Hölzl:

Wenn ich eine Medaille gewinne, überlege ich mir danach, wem ich sie widme.

Abendblatt:

Sie sind jetzt Weltcup-Führende im Riesenslalom. Ist das Rote Trikot Belastung oder Erleichterung?

Hölzl:

Mit der Farbe des Trikots ändert sich nichts. Natürlich ist es ein gutes Gefühl, als Weltcup-Führende an den Start zu gehen. Aber jedes Rennen muss neu gefahren werden, da gibt es keinen Bonus.

Abendblatt:

Zu Beginn Ihrer Karriere lief es nicht so gut. 2005 schickte Sie Bundestrainer Mathias Berthold sogar in die zweite Liga zum Trainieren. Vor allem der Mentaltrainer hat Ihnen bei Ihrem Aufstieg geholfen. Wie muss man sich so eine Zusammenarbeit vorstellen?

Hölzl:

Wir haben gemeinsam beschlossen, dass ich mir im Europacup die nötige Sicherheit und das Selbstvertrauen hole, damit ich dann auch im Weltcup erfolgreich sein kann. Dieser Weg hat sich ausgezahlt. Mentale Unterstützung kann im Spitzensport sehr hilfreich sein.

Abendblatt:

In der Olympiasaison ist der Druck besonders hoch ...

Hölzl:

Druck macht man sich selbst - oder nicht. Das hat man selbst in der Hand.

Abendblatt:

Ihre Teamgefährtin Maria Riesch gilt als Glamour-Girl des Skisports. Sie dagegen werden als nüchtern und zurückhaltend dargestellt. Ärgert Sie das?

Hölzl:

Nein, gar nicht. Alle aus dem Team, nicht nur Maria oder ich, tragen ihren Teil dazu bei, dass der alpine Skirennsport weiterhin populär bleibt. Und das ist das wichtigste für uns alle. Denn Skifahren ist der schönste Sport der Welt!

Abendblatt:

2008 starb Ihr Vater an Krebs. Sie haben nach Ihrem Sieg bei der Weltmeisterschaft im vergangenen Jahr eine Medaille an seinem Grab aufgehängt. Warum war er für Sie als Sportlerin so wichtig?

Hölzl:

Er war mein Vater, mein erster Trainer und hat immer an mich geglaubt. Er war eine zentrale Person in meinem Leben, darum war er so wichtig für mich als Sportlerin und mehr noch als Mensch.

Abendblatt:

Sie haben einmal gesagt, dass Sie gern so viel Geld mit dem Skifahren verdienen möchten, dass Sie später nur noch Hausfrau und Mutter sein können. Meinen Sie ernsthaft, Ihr Ehrgeiz lässt Sie je zur Ruhe kommen?

Hölzl:

Niemand kann ewig Skirennen fahren. Momentan lebe ich meinen Traum mit dem Rennfahren. Wenn dieser Traum vorbei ist, möchte ich neue Ziele in meinem Leben realisieren.