Exklusiv für abendblatt.de analysiert Boxexperte Jean-Marcel Nartz die Kämpfe des kommenden Boxabends des Universum Stalls in Magdeburg.

Hamburg. Exklusiv für abendblatt.de analysiert Jean-Marcel Nartz, langjähriger Technischer Leiter der Profiboxställe Universum, Sauerland und SES und derzeit Vizepräsident des Bundes Deutscher Berufsboxer (BDB), die Kampfabende des Hamburger Universum-Stalls. Am Sonnabend (9. Januar) wird in der Bördelandhalle in Magdeburg gekämpft.

WBO-WM im Supermittelgewicht (bis 76,203 kg) über zwölf Runden:

Robert Stieglitz (28, Magdeburg, 180 cm, 38 Kämpfe, 36 Siege, 22 K.o., zwei Niederlagen) – Ruben Eduardo Acosta (31, Argentinien, 176 cm, 31 Kämpfe, 23 Siege, sieben K.o., drei Niederlagen, fünf Remis):

Ich denke, dass Stieglitz nach Punkten gewinnen wird, aber es wird ein härteres Stück Arbeit, als viele glauben. Acosta ist ein zäher Bursche, der sehr viel einstecken kann und der trotzdem immer wieder nach vorn marschiert. Stieglitz wird keine Ruhepausen haben, er muss seine technischen Fähigkeiten nutzen und immer konzentriert bleiben. Acosta schlägt beidhändig gut, sein rechter Haken ist gefährlich, allerdings glaube ich nicht, dass er Stieglitz ausknocken kann.

WIBF/WBC/WBO-WM im Federgewicht (bis 57,153 kg) über zehn Runden:

Ina Menzer (29, Mönchengladbach, 165 cm, 25 Kämpfe, 25 Siege, neun K.o.) – Ramona Kühne (29, Berlin, 170 cm, 15 Kämpfe, 15 Siege, vier K.o.): Ramona war in drei höheren Gewichtsklassen Weltmeisterin, aber ich denke, dass sie mit der Schnelligkeit im Federgewicht überfordert ist. Sie kann Menzer nicht ausknocken und wird ihr auch technisch nicht das Wasser reichen können. Dank ihrer Erfahrung und Routine wird Menzer zwischen Runde sieben und neun vorzeitig gewinnen. Ich erwarte jedoch einen sehr interessanten Kampf.

Kampf im Schwergewicht (über 90,718 kg) über zehn Runden:

Manuel Charr (25, Syrien, 192 cm, 13 Kämpfe, 13 Siege, sechs K.o.) – Owen Beck (33, Jamaika, 198 cm, 32 Kämpfe, 29 Siege, 20 K.o., drei Niederlagen):

Beck galt vor ein paar Jahren mal als große Hoffnung in den USA, aber er ist nie das geworden, was er zu versprechen schien. Für Charr ist er ein richtiger Prüfstein, aber ich bin über Charrs Entwicklung positiv überrascht. Er hat sich von Kampf zu Kampf gesteigert, ist technisch variabler geworden, kann aber auch hauen und ist ein echter Kämpfer. Ich denke, er wird in den späten Runden vorzeitig gewinnen.

Kampf im Schwergewicht (über 90,718 kg) über zehn Runden:

Denis Boytsov (23, Russland, 185 cm, 26 Kämpfe, 26 Siege, 21 K.o.) – Kevin Montiy (34, USA, 196 cm, 24 Kämpfe, 17 Siege, 13 K.o., sechs Niederlagen, ein Remis):

Boytsov ist einer der wenigen Boxer bei Universum, die sich von den Querelen rund um die unklare Zukunft des Stalls nicht nervös machen lassen. Er geht seinen Weg unbeirrt weiter, hat sich sehr ordentlich entwickelt, haut nicht mehr so unkontrolliert wie früher drauf. Montiy kann ihm nicht gefährlich werden, der Mann ist nur zweitklassiges Mittelmaß und als Gegner eigentlich längst eine Nummer zu klein für Boytsov. Ich rechne mit einem vorzeitigen Sieg bis zur sechsten Runde.

Kampf im Schwergewicht (über 90,718 kg) über sechs Runden:

Sebastian Köber (30, Frankfurt/Oder, 192 cm, 19 Kämpfe, 19 Siege, 13 K.o.) – Zack Page (36, USA, 183 cm, 48 Kämpfe, 19 Siege, sieben K.o., 27 Niederlagen, zwei Remis:

Das ist ein interessanter Kampf, denn auch wenn Page nicht hauen kann und auch schon gegen viele mittelmäßige Leute verloren hat, ist er nicht schlecht und könnte Köber das Leben schwer machen. Köber hat den Vorteil, dass er hart schlägt und Page ausknocken könnte, aber er spürt den Druck, dass Universum von ihm Leistung erwartet, und damit kann er nicht gut umgehen. In diesem Duell steckt eine Überraschung drin, ich sehe es bei 50:50.

Kampf im Schwergewicht (über 90,718 kg) über sechs Runden:

Christian Hammer (22, Rumänien, 188 cm, fünf Kämpfe, vier Siege, drei K.o., eine Niederlage) – Remigius Ziausys (25, Litauen, 178 cm, 33 Kämpfe, acht Siege, fünf K.o., 23 Niederlagen, zwei Remis):

Hammer sollte eigentlich in einem Stallduell gegen Marcus Tomala antreten, aber der ist an Nasennebenhöhlen-Entzündung erkrankt und kann deshalb nicht antreten. Ziausys ist nicht mehr als ein Ersatz-Aufbaugegner und dürfte Hammer nie gefährlich werden. Ich tippe auf vorzeitigen Sieg.

Kampf im Mittelgewicht (bis 72,574 kg) über zehn Runden:

Khoren Gevor (30, Armenien, 174 cm, 34 Kämpfe, 30 Siege, 16 K.o., vier Niederlagen) – Jeferson Luis Goncalo (38, Brasilien, 176 cm, 29 Kämpfe, 19 Siege, zehn K.o., sieben Niederlagen, drei Remis):

Für Gevor ist es der erste Kampf seit der WM-Niederlage gegen Felix Sturm im Juli. Er hat einen neuen Trainer und lebt nicht mehr in Hamburg, steht mit Universum im Streit. Mal sehen, wie sich das alles auf seine Leistung auswirkt. Im Normalfall müsste er den Brasilianer aber dank seiner Erfahrung und seiner Klasse ausboxen können. Wenn alles so läuft, wie man Gevor kennt, dann wird er den Gegner zermürben und in den späten Runden vorzeitig siegen.

Kampf im Superweltergewicht (bis 69,853 kg) über vier Runden:

Jack Culcay-Keth (24, Darmstadt, 172 cm, ein Kampf, ein Sieg) – Dmitrijus Sidorovicius (23, Litauen, 174 cm, zwei Kämpfe, zwei Siege, ein K.o.):

Culcay ist die große Zukunftshoffnung bei Universum. Er ist ein technisch hervorragender Boxer, aber ich denke nicht, dass er den Punch hat, um seine Gegner reihenweise auszuknocken. Deshalb wird er den Litauer klar nach Punkten besiegen. Für den zweiten Profikampf ist das ein guter Gegner, der zwar keine große Amateurkarriere hatte, aber immerhin seine ersten beiden Kämpfe gewinnen konnte. Ich hoffe, dass Culcay die Zeit bekommt, um sich langsam ans Profigeschäft zu gewöhnen. Gegen solche Gegner wie Sidorovicius kann er zeigen, was er kann.