Der Schwede hielt das Hamburger Tor sauber und darf nun auf einen neuen Vertrag hoffen - Lindberg traf zwölfmal.

Hamburg. Am Ende musste der Ball Prügel einstecken. Per Sandström hatte ihn ausnahmsweise aus dem Netz holen müssen, und nun, Sekunden nach dem Schlusspfiff, versetzte der Torhüter des HSV Hamburg ihm vier, fünf Faustschläge. In aller Freundschaft, denn 60 Minuten lang war der Ball genau das gewesen: sein Freund. 20-mal hatte er ihn gegen den TV Großwallstadt entscheidend abgelenkt und dem HSV damit die Tabellenführung festgehalten. 32:28 (15:14) hieß es für die Hamburger nach einem finalen Kraftakt, der an Intensität und Dramatik keine Neujahrswünsche offen ließ. Sechs lange Wochen können die Hamburger nun von oben herab auf die Konkurrenz blicken.

Nur drei Tage lagen zwischen dem mühsamen 31:26-Sieg gegen Balingen und diesem Spiel, aber eine ganze Klasse. Die Charakterfrage, ob sich der HSV ein letztes Mal in diesem strapaziösen Jahr zusammenraufen könnte, war bald beantwortet - positiv. Schier atemberaubend das Tempo, das beide Mannschaften vorlegten, im Stakkato fielen die Tore, 16 allein in den ersten zwölf Minuten. Es wären noch mehr gewesen, hätten es nicht die beiden vortrefflichen schwedischen Torhüter zu verhindern gewusst. Zehn Treffer vereitelte Großwallstadts Mattias Andersson in der ersten Halbzeit, Sandström sogar elf. Kein Anlass also für HSV-Trainer Martin Schwalb, den kurzfristig reaktivierten Chrischa Hannawald einzuwechseln. Johannes Bitter, die deutsche Nummer eins, stand nach seiner Ellbogen-OP nicht zur Verfügung. "Wie Pelle mit dieser Drucksituation umgegangen ist, ist sensationell", schwärmte Schwalb.

Doch auch Sandströms Paraden verhinderten lange nur Schlimmeres - nicht aber, dass die Großwallstädter dran blieben. Noch zehn Minuten vor dem Ende war beim Stand von 25:25 völlig offen, ob der Herbstmeister als Tabellenführer würde überwintern können. Doch dann hatten die Hamburger das bessere Ende, fantastische 12 466 Zuschauer und vielleicht auch die größere Leidenschaft für sich.

Und natürlich war es an Sandström, mit einem parierten Siebenmeter 100 Sekunden vor Schluss die Entscheidung zu besorgen. Es war das 20. starke Argument, das Sandström für eine baldige Vertragsverlängerung ins Feld führte. Die Verhandlungen sind für Januar angesetzt. Der Ausgang ist spätestens seit diesem Mittwochabend eigentlich nicht mehr offen, die Zuschauer ("Pelle für Hamburg") haben bereits ihr Votum abgegeben. Wohl der schwedischen Nationalmannschaft, die es sich leisten kann, bei der EM in Januar auf diesen Mann zu verzichten.

Hannawald (38) durfte eineinhalb Jahre nach seinem Rücktritt dann doch ein umjubeltes Comeback feiern. Gegen den Siebenmeter von Andreas Kunz war der frühere Nationalspieler allerdings machtlos (35. Minute). Am Ende aber war er mittendrin in der Feiergesellschaft, die das Handballjahr im Restaurant "On Stage" ausklingen ließ.

Tore, Hamburg: Lindberg 12 (4 Siebenmeter), Duvnjak 5, B. Gille 4, K. Lijewski 4, Hens 3, G. Gille 3, Jansen 1; Großwallstadt: Weinhold 6, Szücs 5, Kunz 5 (3), Reuter 4, Tiedtke 3, Spatz 3, Kneer 2. Schiedsrichter: Immel/Klein (Tönisvorst/Ratingen). Zuschauer: 12 466. Rote Karte: Jakobsson (Großwallstadt) nach 3 Zeitstrafen (41 .). Zeitstrafen: 3; 7.