Die Mannschaft hat genügend Potenzial und kann sich nur selbst schlagen – wie die letzten beiden Spiele zeigten.

Hamburg. Es war am 5. Spieltag nach dem 3:2-Sieg beim FSV Frankfurt. Das Tableau der Zweiten Liga wies den FC St. Pauli als Tabellenführer aus, und es fiel Holger Stanislawski erstmals sichtlich schwer, weiterhin von drei gewonnen Punkten im Kampf gegen den Abstieg zu sprechen. Den Kampf um den Klassenverbleib sollte der Trainer in der Folge nur noch einmal einläuten: vor einer Woche, als Ausdruck der Enttäuschung, unmittelbar nach dem ärgerlichen 2:2-Unentschieden gegen Greuther Fürth. Eine Ausnahme, nachdem sich des Trainers Diktion mit den Erfolgen entsprechend verändert hatte: „Oben dranbleiben“, fordert er seit Monaten und will sich „in der Spitzengruppe festbeißen“. In der Konsequenz könnte das den Aufstieg bedeuten. Auch innerhalb der Mannschaft sind die Ambitionen gestiegen. „Wir alle wollen in die Bundesliga“, sagt Kapitän Fabio Morena.

Doch ist St. Pauli schon reif für den Aufstieg? Nach beendeter Hinrunde sprechen die Zahlen eine eindeutige Sprache. Die Hamburger haben mit 41 Toren die erfolgreichste Offensive und mit +21 die beste Tordifferenz der Liga. Seit dem 17. August stand das Team nur am siebten und achten Spieltag (jeweils Vierter) nicht auf einem Aufstiegsplatz. Lediglich gegen Spitzenreiter Kaiserslautern musste man nach 90 Minuten erkennen, einem stärkeren Gegner die Stirn geboten zu haben. Die 2:3-Niederlage in Augsburg resultierte wie auch das 2:2 gegen Duisburg aus einer Unterzahl. „Ohne die Platzverweise hätten wir gewonnen“, glaubt auch Stanislawski, der bei der 0:1-Niederlage in Bielefeld ebenfalls „unnötig abgegebene Punkte“ ausgemacht hatte.

Die Erkenntnis: Es herrscht Luft nach oben, das Limit ist noch nicht erreicht. Spieltechnisch und taktisch ist die Mannschaft schon jetzt das Maß aller Dinge. Mit Matthias Lehmann hat sie den besten Spieler der Liga in ihren Reihen und stellt mit Marius Ebbers den zweitbesten Torschützen und Top-Vorlagengeber. Zudem verfügt das Trainerteam über einen auch in der Breite qualitativ guten Kader. „Das hält den Konkurrenzdruck hoch und sorgt dafür, dass sich Sperren oder Verletzungen, die sich in der Rückrunde häufen, besser kompensieren lassen“, weiß Abendblatt-Experte Peter Neururer, „St. Pauli ist mein Favorit auf den Aufstieg.“ Es gilt, die Form zukonservieren, Qualitäten wie das schnelle, flache Passspiel zu bewahren. St. Pauli kann sich nur selbst schlagen wie gerade die beiden letzten unkonzentrierten und undisziplinierten Auftritte gegen Fürth und Paderborn (1:2) bewiesen. Für St. Pauli gibt es in jedem Rückrundenspiel wieder drei Punkte gegen den Abstieg zu gewinnen. Gegen den Abstieg aus den Top Drei. Denn da gehört diese Mannschaft vorbehaltlos hin.