Cetin Sevinc, Schiedsrichter-Assistent in der Zweiten Bundesliga, steht unter Betrugsverdacht. Er wurde bis auf Weiteres gesperrt.

Hamburg. Knapp fünf Jahre nach dem Wettskandal um Robert Hoyzer droht dem Deutschen Fußball-Bund ein neuer Schiedsrichter-Betrugsfall. Der DFB verhängte am Dienstag eine Schutzsperre gegen den unter Manipulationsverdacht stehenden Zweitliga-Referee Cetin Sevinc. „Natürlich gilt für Herrn Sevinc die Unschuldsvermutung, doch solange die Ermittlungen gegen seine Person nicht abgeschlossen sind, werden wir ihn zum Schutze seiner Person und des laufenden Wettbewerbs nicht mehr ansetzen“, erklärte Vizepräsident Rainer Koch in einer Verband-Mitteilung die Entscheidung. Zudem gab der DFB bekannt, dass er im Rahmen möglicher Spiel- und Wettmanipulationen „erste Vernehmungen“ gegen verdächtige Spieler durchgeführt habe. „Wegen der laufenden Ermittlungen“ wolle man noch keine Namen nennen.

Dagegen hatte DFB-Präsident Theo Zwanziger zuvor via „Bild“- Zeitung die Ermittlungen gegen Cetin Sevinc bestätigt. „Dieser bedauerliche Verdacht ist dem DFB seit einigen Tagen bekannt und wir haben alle unsere diesbezüglich ermittelten Erkenntnisse bereits der Staatsanwaltschaft in Bochum übermittelt“, sagte Zwanziger. „Es liegen neue Beweismittel vor, die den Tatverdacht gegen den Schiedsrichter leider sehr stark erhöhen“, sagte Zwanziger, der aber auch auf die Unschuldsvermutung hinwies. „Sollte sich der Verdacht der Spielmanipulation jedoch bestätigen, kann dies das Ende seiner Laufbahn als Unparteiischer bedeuten“, stellte der DFB-Chef klar.

Der 27 Jahre alte Unparteiische aus Waltrop/Nordrhein-Westfalen weist die gegen ihn erhobenen Vorwürfe allerdings energisch zurück. „Alles völliger Unsinn! Ich habe mir nichts vorzuwerfen, habe nichts zu verbergen“, zitierte „Bild“ den Referee. Er war in dieser Saison in den Regionalligen Nord (4) und West (1) im Einsatz. Als Assistent war er in der 2. Liga fünfmal dabei, darunter im Spiel Oberhausen - 1860 München, für das vor zwei Wochen Wettalarm ausgelöst worden war. Dass er in der DFB-internen Bewertung keine gute Note für das Spiel Fürth – Düsseldorf erhalten hat, kommentierte der Linienrichter so: „Wenn Sie danach gehen, müssen Sie alle Schiedsrichter unter Verdacht stellen. Es kommt immer mal zu krassen Fehlentscheidungen.“

Mit der Kommunikation der Schutzsperre, die nach Abstimmung mit DFB-Chef Zwanziger und Jörg Englisch (Leiter der Task Force Spielmanipulation) angeordnet wurde, habe man möglichst lange gewartet, „um die Ermittlungen nicht zu beeinträchtigen und den Schiedsrichter zu schützen“, berichtete Koch. Im Verlauf der Befragung der verdächtigten Spieler hätten „einige Akteure“ die gegen sie erhobenen Vorwürfe der Spielmanipulation nicht entkräften können, meinte Koch: „Ich denke, dass der Kontrollausschuss zu Jahresbeginn weitere Verfahren gegen Spieler einleiten wird.“

Liga-Präsident Reinhard Rauball betonte, die Federführung bei den Ermittlungen im Fall Sevinc liege beim DFB-Kontrollausschuss und der Bochumer Staatsanwaltschaft. „Wir werden dort unsere Eindrücke hinterlegen, nachdem die Liga alle in Verdacht stehenden Partien noch einmal eingehend analysiert hat“, erklärte der Chef der Deutschen Fußball Liga (DFL). Da es sich um ein schwebendes Verfahren handelt, äußert sich die Staatsanwaltschaft Bochum grundsätzlich nicht.

Vor fünf Jahren war der Berliner Unparteiische Hoyzer eine der Hauptpersonen des damaligen Wettskandals. Im Verlauf der Ermittlungen gab der Beschuldigte Anfang 2005 zu, den Ausgang einiger von ihm geleiteten Spiele gegen Geld- und Sachzuwendungen beeinflusst zu haben. Hoyzer wurde vom DFB lebenslang gesperrt und im November 2005 vom Landgericht Berlin wegen Beihilfe zum Betrug zu zwei Jahren und fünf Monaten Freiheitsstrafe verurteilt. Am 18. Juli 2008 wurde Hoyzer wegen guter Führung vorzeitig aus der Haft entlassen.