Der VfL Wolfsburg hat Dieter Hoeneß als Vorsitzenden der Geschäftsführung geholt. Er soll eng mit Armin Veh zusammenarbeiten.

Wolfsburg. Dieter Hoeneß verpflichtet, Armin Veh entmachtet: Volkswagen räumt kurz vor dem Weihnachtsfest beim VfL Wolfsburg auf. Der jüngere der Hoeneß-Brüder ist der neue starke Mann beim abgestürzten deutschen Fußball-Meister. Der frühere Manager von Hertha BSC wird am 15. Januar beim Wolfsburger Werksclub als Vorsitzender der Geschäftsführung anfangen und erhält laut VfL- Angaben vom Montag einen Dreijahresvertrag. Veh darf zwar bleiben und sich auch weiter Trainer, Geschäftsführer und Sportdirektor nennen, aber er bekommt mit Hoeneß einen Vorgesetzten. Den Verein verlassen wird hingegen der zur Geschäftsführung gehörende Jürgen Marbach.

Veh ist damit faktisch entmachtet, auch wenn er nun in einer Pressemitteilung ausrichten ließ: „Am Wochenende haben Dieter Hoeneß und ich über unsere Zusammenarbeit gesprochen. Und ich kann sagen, dass ich überzeugt bin, dass sie zum Wohle des VfL sein wird.“ VfL- Aufsichtsratschef Francisco Javier Garcia Sanz hob hervor, dass Veh beim VfL bleibt. „Wir haben großes Vertrauen zu ihm.“ Veh konnte jedoch offensichtlich die hohen Erwartungen des Volkswagen-Konzerns nicht erfüllen, der 100-prozentiger Gesellschafter des VfL Wolfsburg ist und die entscheidenden Leute im Aufsichtsrat stellt. Der Nachfolger von Meistermacher Felix Magath holte bisher nicht die erhofften Erfolge, der VfL sackte nach dem Titelgewinn in der Bundesliga-Hinrunde auf Rang acht, schied im DFB- Pokal und in der Champions League aus.

Volkswagen will den Fußballclub aber in der Bundesliga-Spitze etablieren und auf höchstem europäischen Niveau spielen sehen. „Von seiner Kompetenz und Erfahrung, die er in jahrelanger erfolgreicher Arbeit in der Bundesliga bewiesen hat, werden wir mit Sicherheit profitieren“, sagte der Boss des Aufsichtsrates über Hoeneß. „Wir waren der Überzeugung, dass die Erweiterung unserer Führungsstruktur erforderlich ist, um den VfL dauerhaft im vorderen Bereich der Bundesliga zu etablieren.“ Und Hoeneß ließ ausrichten:„Das ist eine tolle Herausforderung. Gemeinsam mit unserem Partner Volkswagen haben wir große Ambitionen, den VfL Wolfsburg perspektivisch hervorragend aufzustellen und eine gute Rolle im deutschen Fußball zu spielen.“

Mit der Einstellung von Hoeneß erhält die VfL Wolfsburg Fußball GmbH eine neue Führungsstruktur. Bisher gab es drei mehr oder weniger gleichberechtigte Geschäftsführer, doch nun ist Hoeneß der Vorgesetzte von Veh und von Wolfgang Hotze, der für Finanzen und Controlling zuständig ist. Nicht mehr dabei ist Marbach, der seit Juli 2008 für Marketing, Organisation und Stadion verantwortlich war. Nach Angaben des Vereins verlässt er den VfL auf eigenen Wunsch. Hoeneß war bis zum Saisonende Manager bei Hertha BSC, schied dort nach Differenzen vorzeitig aus.

Der ehemalige Nationalspieler hatte im Herbst 1996 als Vizepräsident beim damaligen Zweitligisten angefangen. In seiner Amtszeit kehrten die Berliner in die 1. Bundesliga zurück, spielten 1999/2000 sogar in der Champions League. Doch auch Hoeneß schaffte es nicht, den Hauptstadt-Club in der Spitze zu etablieren. Vielmehr baute Hertha in der Hoeneß-Ära einen Schulden-Berg von zuletzt 33 Millionen Euro auf. Der finanziell angeschlagene Verein verlor vor dieser Saison Leistungsträger, konnte nicht neu investieren und steht nun als abgeschlagener Tabellenletzter vor dem Absturz in die 2. Liga.

Noch am Donnerstag hatte Veh zu Gerüchten über einen Sportdirektor gesagt: „Dann hätte ich ja total die Hose unten. Das geht doch nicht, das muss doch jedem klar sein.“ Derzeit befindet sich der 48 Jahre alte Fußball-Lehrer ebenso wie die Spieler im Urlaub.

Bereits Anfang November hatte es erste Meldungen über ein Hoeneß- Engagement in Wolfsburg gegeben. „Völliger Quatsch“, lautete damals das Dementi von Marbach, der nun selber geht. „Ich kann das nicht für voll nehmen“, hatte Veh nach dem 3:0-Sieg bei Besiktas Istanbul gesagt und geklagt:„Dass ich mich mit so einem Blödsinn an einem wichtigen Spieltag nicht beschäftige, ist wohl selbstredend.“ Der für eine Umstrukturierung der Geschäftsführung zuständige Aufsichtsrat blieb im November hingegen stumm.