Ferrari-Chef Luca di Montezemolo traut Michael Schumacher viel zu. Deshalb werde es für ihn “hart“ sein, Schumacher in anderem Auto zu sehen.

Neuss/Maranello. Ferrari-Chef Luca di Montezemolo hätte Schwierigkeiten damit, Michael Schumacher in einem Silberpfeil zu sehen, die Männerfreundschaft würde daran aber nicht zerbrechen. „Man kann einverstanden sein oder nicht, aber wir bleiben Freunde“, sagte Montezemolo: „Ich werde nicht vergessen, was Schumacher für Ferrari geleistet hat, und er wird nicht vergessen, was wir für ihn getan haben.“ Bei der traditionellen Ferrari-Weihnachtsfeier in Fiorano hatte Montezemolo die Spekulationen um Schumachers Comeback nach drei Jahren Pause weiter angeheizt. „Michael hat mir am Telefon gesagt, dass er eine sehr gute Möglichkeit habe, wieder zu fahren, und dass er diese gerne wahrnehmen wolle“, wurde der Italiener von der Bild-Zeitung zitiert.

Montezemolo nannte auch Mercedes als Ziel von Schumacher, oder besser gesagt von „Schumachers Zwilling“: „Der echte Schumacher, den ich kenne, wird für immer Teil der Ferrari-Familie bleiben, aber es scheint, dass er einen Zwillingsbruder hat, völlig identisch, der die Idee hat, zu gehen und in der Formel 1 für Mercedes zu fahren“, sagte er auf der Internetseite der Scuderia. Der Ferrari-Präsident zeigte Verständnis fürs Schumachers Comeback-Wunsch, den ihm Ferrari nach der Verpflichtung des zweimaligen Weltmeisters Fernando Alonso (Spanien) als zweitem Fahrer neben Felipe Massa (Brasilien) nicht erfüllen konnte. „Ich kann seinen Wunsch verstehen“, sagte Montezemolo und gestand, dass es für die Formel 1 gut sei, wenn der Kerpener zurückkäme.

Trotz Schumachers Alter von bald 41 Jahren - er feiert am 3. Januar Geburtstag - traut ihm Montezemolo immer noch einiges zu: „Ich bin sicher, auch wenn zwischen 35 und 41 Jahren ein Unterschied besteht, dass er es gut machen wird. Seine Leistung wird sehr eng an der seines Zwillings sein.“ Es wäre allerdings „wirklich schwierig, ihn in einem anderen Auto zu sehen“. Schumacher war 1996 zu Ferrari gewechselt, hatte der Scuderia 2000 nach 21 Jahren Durststrecke wieder einen WM-Titel beschert und insgesamt fünf seiner sieben WM-Kronen mit den Roten gewonnen. Seit seinem Rücktritt Ende 2006 hatte er als Berater für den Traditionsrennstall aus Maranello gearbeitet. Sein Ende 2009 auslaufender Beratervertrag war im September in Monza per Handschlag zwischen Schumacher und Montezemolo um drei weitere Jahre bis Ende 2012 verlängert worden. Der Ferrari-Chef bestätigte allerdings, dass er Schumacher von dieser Vereinbarung entbunden habe.

Seit Wochen wird spekuliert, dass Schumacher im neuen Mercedes-Werksteam in die Königsklasse zurückkehren könnte. Weder Schumacher selbst noch Mercedes haben sich bislang zu diesen Spekulationen geäußert. Vor einer Entscheidung über die Vergabe des zweiten Silberpfeil-Cockpits neben Nico Rosberg (Wiesbaden), die Daimler-Chef Dieter Zetsche für Anfang 2010 angekündigt hat, könnte Schumacher noch private Testfahrten absolvieren. Dabei soll geklärt werden, ob er nach seinem schweren Motorradunfall im Februar körperlich wieder in der Lage ist, den Belastungen in einem Formel-1-Auto standzuhalten.

Bereits im August 2009 hatte Schumacher bei Ferrari den verletzten Felipe Massa ersetzen wollen und dabei laut Montezemolo wohl wieder Geschmack an der Formel 1 gefunden. „Leider konnte er sich und der Welt damals nicht beweisen, was er kann. Als er mir absagte, sah er mehr als traurig aus. Er war einfach komplett am Boden zerstört“, sagte der Ferrari-Chef. Schumachers Leidenschaft, Rennen zu fahren, sei plötzlich und stark zurückgekommen.

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