Ganz schön laut war das für ihre Verhältnisse. Ganz schön verbissen. Nichts anderes als Gold, sagte sie jetzt, zähle für sie bei den Olympischen Spielen in Vancouver. Dabei macht die Eisschnellläuferin Jenny Wolf sonst eigentlich alles in aller Ruhe. Und das ist bemerkenswert für eine Sportlerin, für die es im Rennen manchmal um Hundertstelsekunden geht. Gerade erst verfehlte sie ihren eigenen Weltrekord in Calgary bei ihrem 45. Weltcupsieg nur um 19 Hundertstel.

"Jenny ist ein Symbol der Natürlichkeit", sagte Gerd Heinze, der Chef der Deutschen Eisschnelllaufgesellschaft. Im deutschen Damen-Team war Jenny Wolf immer die Stille. In ihrer Wohnung in Berlin-Hohenschönhausen entdeckt sie die Leichtigkeit in der Literatur. "Wenn ich lese, fühle ich mich besser", sagt die 30 Jahre alte Sportlerin. 2008 machte sie ihren Magister in Germanistik an der Humboldt-Universität.

Die Förderung durch die Bundeswehr hat sie abgelehnt. Sie wolle keine Waffen tragen - was ihrer Beziehung nicht im Wege steht: Seit Jahren ist sie mit einem Bundeswehrhauptmann liiert.

Überhaupt war es lange still um die stille Jenny Wolf. Sie jagt auf den Kufen den Sekunden hinterher, doch ihre Karriere verlief im Schneckentempo. 15 Jahre hartes Training lagen hinter ihr, als sie 2004 endlich in die Weltspitze vorstieß. Und 24 Jahre ist es her, dass sie von den Eltern die ersten Schlittschuhe zu Weihnachten geschenkt bekam.