21 Jahre nach dem „Wunder von Mailand“ braucht der FC Bayern wieder eine magische Nacht in Italien, um ins Achtelfinale vorzurücken.

Turin. Husarenstück oder K.o.: 21 Jahre nach dem „Wunder von Mailand“ braucht der FC Bayern wieder einmal eine magische Fußball-Nacht in Italien. Und obwohl die Münchner in Turin bislang stets verloren haben, ist der Glaube an den Premierensieg groß. „Wir sind sehr glücklich, dass wir dieses Finale überhaupt haben. Es ist ein Wink des Schicksals im positiven Sinne. Ich bin überzeugt, dass unsere Mannschaft alles in die Waagschale werfen wird, um das noch vor ein paar Wochen schier Unmögliche möglich zu machen. Es ist ein Hopp-oder-Top-Spiel“, erklärte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge zu Beginn der letzten und wichtigsten Auslandsreise 2009.

Kapitän Mark van Bommel gab sich nach der Ankunft in Turin sehr zuversichtlich: „Unser Selbstvertrauen ist nicht gespielt – das ist keine Show.“ Das Szenario eines zweiten Vorrunden-Scheiterns nach 2002 mag sich vor dem Anpfiff heute (20.45 Uhr live bei abendblatt.de) lieber keiner ausmalen - auch Louis van Gaal nicht. „Wir haben die letzten Spiele gewonnen und sind mental sehr stark“, erklärte der Trainer, der im Turiner Olympiastadion fünf Monate nach seinem Amtsantritt in München seinen größten Sieg oder den größten Misserfolg erleben wird. Rummenigge ließ bei der Frage zu möglichen Konsequenzen eines Abstiegs in die Europa League Spielraum für Spekulationen. „Ich möchte erstmal das Spiel abwarten. Das Achtelfinale war immer unser Ziel. Ich wünsche der Mannschaft, dass sie es noch packt.“

Es dürfte eine Taktik- und Nervenschlacht werden, im Vorfeld gab's die ersten Psycho-Spielchen. „Ich denke, Juve hat auch ein bisschen Angst“, meinte Arjen Robben. Allerdings reicht dem Juve-Team um den Ex-Bremer Diego schon ein Unentschieden wie im Hinspiel (0:0), was auch Robben als „Vorteil“ bezeichnete: „Sie können verteidigen und auf ihre Chance warten – das ist typisch italienischer Fußball.“ Der Turbo-Dribbler ist in Abwesenheit von Franck Ribéry Bayerns Hoffnungsträger, während Luca Toni die Reise in seine Heimat gar nicht erst mitmachen durfte.

Abwehrchef Daniel van Buyten kann trotz eines Blutergusses im Gesicht auflaufen. „Er hat ein dickes Auge. Aber es ist kein Problem für ihn zu spielen“, sagte van Gaal. Wann er die Trumpfkarte Robben ausspielen wird, ließ er offen. „Ich will von Anfang an spielen“, hatte Robben gefordert. Aber auch er weiß nicht, wie lange seine Kräfte reichen würden: „60, 70 Minuten – vielleicht auch 90.“ Van Gaal könnte Robben auch als Joker bringen, zumal sein Team 90 Minuten Zeit hat für den womöglich alles entscheidenden einen Schlag gegen Juve. „Es reicht ein Tor in der 80. Minute. Wir müssen nicht Hurra-Fußball spielen in der ersten Halbzeit“, betonte Lahm. Zweimal haben die Bayern in Turin gespielt, beide Male verloren sie in der Gruppenphase der Königsklasse; 2004 mit 0:1, ein Jahr darauf mit 1:2. „Ich möchte endlich mal hier gewinnen“, sagte darum Bastian Schweinsteiger.

Dass auch Unmögliches möglich ist, hat der Rekordmeister am 7. Dezember 1988 bewiesen: Nach einem 0:2 im Achtelfinal-Hinspiel des UEFA-Cups gegen Inter Mailand triumphierte das damalige Bayern-Team unter Trainer Jupp Heynckes im Rückspiel mit 3:1 und kam weiter. Eine solche Sternstunde soll sich gegen Juventus wiederholen, sagte Kapitän Mark van Bommel am Montag in Turin: „Wenn man hier gewinnt, spricht man noch in Jahren davon.“ Italiens Weltmeister-Torhüter Gianluigi Buffon müssen Mario Gomez & Co. dafür nur einmal überwinden – wenn zugleich Jörg Butt keinen Ball reinlässt.

„Wenn wir hinten gut stehen, kriegen wir unsere Möglichkeiten“, meinte Butt, der ein „Geduldsspiel“ erwartet. „Wir müssen offensiv spielen, aber mit Kopf“, mahnte Robben. Drei Siege in Serie haben die Bayern zuversichtlich gemacht. „Wir haben wieder ein bisschen Luft geschnappt“, sagte Schweinsteiger. Juve sieht sich nach dem 2:1-Sieg im Top-Spiel gegen Inter Mailand aber ebenfalls im Aufwind. „Wir haben bewiesen, für wichtige Spiele bestens gerüstet zu sein“, sagte Trainer Ciro Ferrara. Rummenigge sah das psychologisch anders: „Wenn die gegen Inter verloren hätten, wären sie mit großer Aggressivität gegen uns angetreten.“

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