Nach Ernährungsumstellung zählt der UHC-Star wieder zum Nationalkader. Fructose-Intoleranz ist schuld an den häufigen Verletzungen.

Hamburg. Als Philip Witte am vergangenen Montag mit der deutschen Hockey-Nationalmannschaft das Flugzeug in Richtung Australien bestieg, da war es das Gefühl der Vorfreude, das die Strapazen einer 30-stündigen Anreise in den Hintergrund rücken ließ. In Melbourne startet an diesem Sonnabend die Champions Trophy, und obwohl Witte 2008 bei Olympia in Peking den größten Triumph schaffte, den ein Sportler schaffen kann, ist die Teilnahme am jährlichen Turnier der sechs weltbesten Nationen ein weiterer Höhepunkt seiner Karriere. "Ich war noch nie in Australien und freue mich auf das sportverrückte Publikum dort", sagt er.

Wie wichtig ein guter Auftritt des 25-Jährigen vom Uhlenhorster HC am anderen Ende der Welt ist, kann man verstehen, wenn man weiß, dass die Champions Trophy als Vorbereitungsturnier auf die WM 2010 in Indien (28. Februar bis 13. März) gilt. Nachdem Witte vor der Heim-WM 2006 kurzfristig zugunsten Oliver Hentschels (Club an der Alster) aus dem Kader gestrichen wurde, brennt der Offensivspieler umso mehr auf seine erste WM-Teilnahme. Um dieses Ziel zu erreichen, verzichtet Witte auf die Hallenserie und konzentriert sich nur auf die Spiele mit der deutschen Auswahl.

Dass er überhaupt wieder zum festen Kader von Bundestrainer Markus Weise zählt, hat der in Ottensen lebende Maschinenbau-Student einem Atemtest zu verdanken, dem er sich im Sommer unterzogen hatte. Nach vier Muskelfaserrissen in Serie und einer Odyssee durch die Arztpraxen wurde eine Fructose-Intoleranz diagnostiziert. Die Aufnahme von Fruchtzucker hatte bei Witte nicht nur chronischen Durchfall verursacht, sondern auch zu einer schnelleren Übersäuerung der Muskeln geführt, was die erhöhte Anfälligkeit für Verletzungen nach sich zog. "Seit ich kein Obst esse und keine Fruchtsäfte und Elektrolytgetränke trinke, geht es mir wesentlich besser", sagt Witte, der den Mangel an frischem Obst durch ein Multivitamin-Präparat ausgleicht und anstelle der Elektrolytgetränke eine für ihn hergestellte Zuckermischung zu sich nimmt.

Gerade für Witte, der seine Stärke im läuferischen und kämpferischen Bereich hat, war die Ungewissheit wegen der ständigen Blessuren hinderlich. "Ich bin sehr empfänglich für psychische Erklärungen und habe mir oft einen Kopf gemacht, was meine Leistung geschmälert hat. Ich fühle mich jetzt nicht nur körperlich, sondern auch mental viel stärker", sagt er. Tests im Vorfeld der Australien-Reise hatten ergeben, dass sich seine Schnelligkeit fast wieder auf dem Peking-Level eingependelt hat. "Im Ausdauerbereich fehlt mir aber noch einiges, da muss ich bis zur WM viel besser werden", gibt Witte zu.

In Melbourne will der mit einer Tochter seines Vereinspräsidenten liierte frühere Großflottbeker weiter an seiner Fitness arbeiten, um seiner neuen Rolle in Weises Team nachkommen zu können. "Anders als noch in Peking bin ich einer der erfahrenen Spieler, von dem Leistung erwartet wird", sagt Witte, der zwar kein Amt bekleidet, sich aber außerhalb des Platzes als Integrationsfigur einbringt. Vom Kopf her ist er bereit für Indien. Sein Körper muss dies noch nachweisen.