Im Finale der Deutschen Meisterschaft unterlag das Judo-Team aus Hamburg dem TSV Abensberg um Olympiasieger Ole Bischof mit 5:7.

Hamburg. Am Ende verneigten sich die Kämpfer des Hamburger Judo-Teams wie ein Schauspieler-Ensemble vor den 1000 Zuschauern in der Wandsbeker Sporthalle. Den tosenden Applaus hatten sich die Judoka wahrlich verdient. Mit 5:2 Punkten lagen die Hamburger im Finale gegen Serienmeister TSV Abensberg bereits in Führung, der Griff zum Titel schien ganz nah. Jede halbwegs gelungene Aktion wurde vom Publikum frenetisch gefeiert.

Doch der Goliath aus Niederbayern geriet nur kurz ins Wanken. Das erfahrene Team um Olympiasieger Ole Bischof entschied die nächsten fünf Kämpfe für sich, vier davon mit "Ippon", der höchsten Wertung im Judo, und siegte noch mit 7:5. Der kleine Tross Fans aus Abensberg durfte den 15. deutschen Meistertitel feiern, den achten in Folge.

Slavko Tekic, der Trainer des Hamburger Judo-Teams und Hamburgs Trainer des Jahres, ärgerte sich trotz der knappen Niederlage nur kurz: "Es ist schade, dass wir nach einer 5:2-Führung noch verloren haben. Ich bin trotzdem stolz auf meine Mannschaft." Immer wieder hatte der 39-Jährige im Finale versucht, seinen Schützlingen mit lautstarken Kommandos zu helfen. Er wurde dafür sogar vom Schiedsrichter verwarnt. Im Halbfinale waren Tekics Zurufe noch erfolgreicher. Deutlich setzten sich die Hamburger mit einem 7:4 gegen den leicht favorisierten KSV Esslingen durch, nachdem der Olympiadritte Rishod Sobirov aus Usbekistan das erste Duell für die Hamburger gewonnen und die Zuschauer mit seinem beherzten Kampfstil auf seine Seite gebracht hatte. Eine schnell erkämpfte 4:0-Führung gab der Meister der Bundesliga Nord nicht mehr aus der Hand. Abensberg besiegte in seinem Halbfinale den JC Leipzig 7:5.

"Die Hamburger haben uns im Finale an den Rand einer Niederlage gebracht, so etwas habe ich bei einer Endrunde noch nicht erlebt", zollte später Olympiasieger Bischof den Unterlegenen Anerkennung. Bischof hatte aufgrund einer leichten Knieverletzung eigentlich gar nicht auf die Matte gehen wollen. Erst in der zweiten Runde des Finales, als seine Mannschaft zunehmend unter Druck geriet, beteiligte sich der 30 Jahre alte Routinier an der Aufholjagd. "Die Hamburger müssen überhaupt nicht traurig sein. Sie standen zum ersten Mal in der Endrunde und sind wahnsinnig jung. Hier entsteht etwas ganz Großes", meinte Bischof.

Seit dem Jahr 2003 bildet der Hamburger Judo-Verband systematisch eigene Kämpfer aus. Vier Athleten rückten in dieser Saison als Stammkräfte aus der eigenen Jugend in den Profikader auf. Unter ihnen Robin Wendt (20) und Max Münsterberg (17), beide deutsche Meister ihrer Altersklasse, die auch im Finale gegen Abensberg aufgeboten wurden. Ihre Kämpfe gingen allerdings verloren. Slavko Tekic, der die beiden Hamburger ausgebildet hat, bat noch um etwas Geduld für seine junge Mannschaft: "Nach dieser Erfahrung gewinnen wir in ein paar Jahren so ein Match." Und auch Hamburgs Verbandspräsident Rainer Ganschow zeigte sich zufrieden: "Das war eine großartige Werbung für Judo."