Ole Bischof will trotz Termindrucks und Knieproblemen beim Final Four auf die Matte gehen.

Hamburg. Zeit ist für den Judoka Ole Bischof seit seinem Olympiasieg in Peking 2008 knapp geworden. Studium, gut bezahlte Privattrainings, Fotoshootings und Fernsehauftritte konkurrieren mit den Trainingsstunden des 30-Jährigen in seiner ersten Saison "nach" Olympia. Und so beschränkte sich der Reutlinger während der aktuellen Spielzeit in der Judo-Bundesliga auf die Heimkämpfe und Play-off-Wettbewerbe seines Teams TSV Abensberg. "Die vielen Termine ließen es einfach nicht zu, sich ordentlich auf alle Mannschaftswettkämpfe vorzubereiten", erinnert sich der Judo-Star an die Saison.

Die Play-offs, in denen unter den vier verbliebenen Teams der deutsche Judo-Meister ausgefochten wird, finden heute erstmals in Hamburg statt. Dafür nimmt sich der Einzel-Olympiasieger trotz akuter Knieprobleme gerne Zeit. Im Abschlusstraining erlitt der Halbmittelgewichtler (bis 81 kg) einen Bluterguss in der rechten Kniegelenkkapsel, will dem niederbayerischen Serienmeister aber unbedingt bei der Titelverteidigung helfen und die Atmosphäre in Hamburg genießen. "Dass sich das Final Four im hohen Norden zuträgt, hat mich sehr gefreut. Beim jungen Hamburger Judo-Team entsteht etwas ganz Tolles. Es wird der Sportart insgesamt gut tun", glaubt der gebürtige Württemberger.

Seit seinem Olympiasieg hat sich Bischofs Blickwinkel auf den Leistungssport stark verändert. "Die Wertigkeit von verschiedenen Dingen verschiebt sich", sagte er kürzlich in einem Interview. "Vor Peking fühlte ich mich wie in einem Tunnel, war voll auf die Kämpfe fokussiert." Mittlerweile engagiert er sich, nach Anfrage des Weltverbands-Präsidenten Marius Vizer, in einer Athleten-Kommission für seinen geliebten Sport. "Man entwickelt sich zwangsläufig weiter nach einem Olympiasieg", fügt der dreifache deutsche Meister im Einzel hinzu. Bis zum Februar 2010 möchte Bischof sein Studium der Volkswirtschaftslehre beendet haben und sich spätestens nach den Olympischen Spielen 2012 in London in der Berufswelt zurechtfinden.

Dennoch bleibt das deutsche Mannschaftsfinale in Hamburg auch nach den diesjährigen Weltmeisterschaften in Rotterdam ein ernsthafter Saison-Höhepunkt für den Shootingstar: "Judo als Mannschaftssport hat eine ganz besondere Dynamik. Wir hängen da alle mit drin, die Wettkämpfe sind viel emotionaler als in den Einzelkategorien." Bei den Weltmeisterschaften in Rotterdam holte Bischof die Bronzemedaille, blieb hinter den eigenen Erwartungen zurück. Ein Sieg in der Wandsbeker Sporthalle würde für ihn aber einen versöhnlichen Jahresabschluss bedeuten: "Wir wissen erst nach dem Bundesligafinale, ob es eine gute Saison war."