Rund 27.000 Fans haben vor dem Länderspiel der Nationalmannschaft gegen die Elfenbeinküste noch einmal Robert Enke gedacht.

Gelsenkirchen. Die Trauer war in der WM-Arena von Gelsenkirchen überall zu spüren. Rund 27.000 Fans haben am Mittwochabend vor dem Länderspiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegen die Elfenbeinküste noch einmal Robert Enke gedacht. Vor dem Spiel in der Heimspielstätte des Bundesligisten Schalke 04 wurden zunächst noch einmal auf dem Videowürfel zu den Klängen von «You'll never walk alone» Bilder aus dem Leben des achtmaligen Nationaltorwarts gezeigt, der sich am Dienstag vergangener Woche das Leben genommen hatte.

Ein Trikot von Enke war als symbolisches Zeichen vor dem Anpfiff vom verletzten Kapitän Michael Ballack auf die deutsche Ersatzbank gelegt worden. Sowohl die Gäste von der Elfenbeinküste, die vor dem Spiel ein T-Shirt mit dem Konterfei von Robert Enke und der Aufschrift «in memoriam Robert Enke» trugen, als auch die deutsche Mannschaft spielten mit Trauerflor.

Auf den Rängen äußerten die Besucher unter anderem durch Enke-Sprechchöre ihr Mitgefühl, viele hatten auch Spruchbänder in Erinnerung an den beliebten Sportler mitgebracht. Unter anderem war zu lesen: «Helden leben lange, Legenden sterben nie.» Auf eine spezielle Schweigeminute wurde verzichtet.

Die Fahnen vor der Arena wehten auf Halbmast, auf laute Musik vor dem Spiel und während der Begegnung wurde verzichtet. Enke war am Sonntag im Kreise seiner Familie beigesetzt worden.

«Es wird kein leichter Weg, aber ganz Schalke wird heute helfen», sagte der Stadionsprecher, als die Nationalspieler um 20.05 Uhr den Rasen betraten und mit einem freundlichen Applaus empfangen wurden.

Auch im DFB-Programmheft für das letzte Länderspiel der DFB-Auswahl in diesem Jahr war der Tod von Robert Enke das bestimmende Thema. Dort wie auch zuvor auf der DFB-Homepage hatte die deutsche Nationalmannschaft noch einmal ihre Trauer in einem Abschiedsbrief zum Ausdruck gebracht.

«Dein Tod ist für uns immer noch allgegenwärtig. Er hat uns alle sprachlos gemacht, fassungslos, hilflos. Wir waren wie gelähmt, als wir die unerträgliche Nachricht bekommen haben. Wir waren nicht in der Lage, unsere Trauer in Worte zu fassen. Wir waren nicht in der Lage, ein paar Tage später Fußball zu spielen. Wir konnten nicht einfach so zur Tagesordnung übergehen», heißt es in dem von der kompletten Nationalmannschaft unterzeichneten Schreiben.

Wie zuvor auch DFB-Präsident Theo Zwanziger stellten die Nationalspieler nach dem Selbstmord von Enke am Dienstag vor einer Woche in dem Brief immer wieder die Frage nach dem Warum. «Wir haben zusammen geschwiegen, zusammen geweint und zusammen nach Antworten gesucht, aber eigentlich immer nur neue Fragen gefunden. Quälende Fragen nach dem Warum. Warum konnten wir Dir nicht helfen? Warum konntest und wolltest Du uns nicht von Deinen Problemen erzählen? Warum ist es in unserem Leistungssport, in unserer Leistungsgesellschaft nicht möglich, Angst und Krankheit auszusprechen?»

Noch immer unbegreiflich scheint für die DFB-Auswahl, dass Enke oftmals das Gefühl gehabt haben musste, vielmehr verlieren zu können als ein Fußballspiel. «Dein Tod ist so trostlos. Aber wir werden alles dafür tun, in Deinem Sinn weiterzumachen, guten Fußball zu spielen, erfolgreich zu sein. Und uns dafür einzusetzen, dass Vorurteile und Stigmatisierungen im Fußball keinen Platz haben. Wir sind ein Team. Und Du wirst immer ein Teil dieses Teams bleiben.»

Enkes langjähriger Klub Hannover 96 kündigte zudem am Mittwoch an, dass die 96-Profis in Gedenken an ihren verstorbenen Kapitän im Punktspiel bei Schalke 04 am kommenden Samstag (15.30 Uhr/live bei Sky und Liga total) mit einem speziellen Trikot auflaufen werden. Auf Anregung von Außenverteidger Steven Cherundolo prangt auf jedem Hemd im Brustbereich eine kleine, schwarzumrundete «1».

An selber Stelle, wo Hannover 96 am Wochenende versucht, in die Normalität zurückzukehren, machte die Nationalmannschaft drei Tage zuvor den ersten Schritt. Den Anpfiff dazu gab Schiedsrichter Björn Kuipers aus den Niederlanden, der ebenfalls Trauerflor trug.