186 Tage nach dem WM-Debakel in der Schweiz geht es für die deutsche Eishockey-Mannschaft vor allem um Wiedergutmachung.

München. Es ist noch nicht so lange her. 186 Tage genau. Die Weltmeisterschaft endete mit einem bitterern 15. Platz. Ein Turnier, in das die deutsche Eishockey-Mannschaft mit hohen Erwartungen gezogen war. Nach dem WM-Debakel in der Schweiz heißt der Auftrag für die Nationalmannschaft Wiedergutmachung. Denn beim Start in die Olympia-Saison schmerzen die Wunden von Bern noch immer. „Im Verein kannst du nach ein paar schlechten Spielen fast sofort alles wiedergutmachen. Wir haben erst jetzt - ein halbes Jahr später - diese Chance“, sagt Bundestrainer Uwe Krupp vor dem Deutschland-Cup in München.

In den Spielen gegen die USA (heute 19.15 Uhr), am Samstag (19.45 Uhr/beide live im DSF) gegen die Slowakei und am Sonntag (13.30 Uhr/ab 14.45 Uhr live im BR) gegen die Schweiz soll nicht nur das miserable Auftreten in Bern vergessen gemacht werden. Es soll auch die Werbetrommel für die Heim-WM (7. bis 23. Mai 2010) gerührt werden.

„Wir stehen vor einer richtungweisenden Saison, in der wir unsere Sportart nach vorne bringen wollen“, sagt Franz Reindl, Sportdirektor des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB). Die 20. Auflage des Heimturniers ist der einzige Härtetest vor den Olympischen Spielen in Vancouver (12. bis 28. Februar 2010) und der WM in Gelsenkirchen, Köln und Mannheim. Viel Zeit für Experimente hat Krupp deshalb nicht. „Mit der kurzen Vorbereitungszeit sind mir die Hände gebunden“, sagt der ehemalige NHL-Star, der dennoch drei Debütanten eingeladen hat. Der 28 Jahre alte Deutsch-Kanadier Rob Zepp (Eisbären Berlin) im Tor und der 32-jährige gebürtige Tscheche Jakub Ficenec (ERC Ingolstadt) in der Verteidigung sollen sofort Verstärkungen sein, das Stürmertalent Thomas Holzmann (22/Kassel Huskies) wird langsam herangeführt.

Zepp, der wegen seines deutschen Vaters Peter mittlerweile einen deutschen Pass besitzt, ist „seit Jahren ein Toptorwart in Deutschland, keine Eintagsfliege“, sagt Krupp: „Ohne ihn wäre Berlin nicht so erfolgreich.“ Ficenec, der seit 2001 in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) spielt und im Frühjahr die deutsche Staatsangehörigkeit erhielt, ist für Krupp „das Gesicht der DEL - das sind nach wie vor unsere Ausländer“, sagt der Bundestrainer nicht ohne Kritik: „Jetzt darf er für uns spielen.“

Dass die deutschen Spieler in der Liga weiter „bis auf wenige Ausnahmen untergeordnete Rollen“ innehaben und ihm selbst für die Arbeit mit der Nationalmannschaft nur wenig Zeit gegönnt wird, ärgert Krupp. Ob er nach Vancouver und der Heim-WM als Bundestrainer weitermacht, lässt er deshalb offen. „Darüber möchte ich jetzt noch nicht diskutieren“, sagt er.

Die Zeichen stehen eher auf Abschied. Denn die geballte Kritik nach dem WM-Debakel von Bern aus der DEL hat Spuren hinterlassen. Krupp lässt kaum eine Gelegenheit aus, auf die schlechten Rahmenbedingungen seiner Arbeit hinzuweisen. Die Zeit, über taktische Details zu reden, habe man „im deutschen Eishockey nur im Verein, nicht mit der Nationalmannschaft“. Das Umfeld in der DEL sei weiterhin „kontraproduktiv für deutsche Spieler“, sagt Krupp: „Wenn ich mich mit 18 Jahren gegen zehn ausländische Profis in Köln hätte durchsetzen müssen, hätte ich auch nicht gespielt und nie den Stanley-Cup gewonnen. Trotzdem schaffen es manche Spieler, aber das sind absolute Ausnahmetalente.“