Der Heppenheimer feierte den Triumph und BMW seinen letzten Auftritt in der Königsklasse.

Abu Dhabi. Im Hintergrund funkelt und leuchtet die noble Fünf-Sterne-Herberge Yas Hotel von Abu Dhabi. BMW hat zur Abschiedsparty am Hafenkai geladen und immer wieder fällt der Satz: "Irgendwie wird's schon." Wie und vor allem wann, das weiß im Moment aber keiner so richtig. Mehr als 400 Arbeitsplätze im schweizerischen Sauber-Standort Hinwil sind gefährdet, wenn die Übernahme des Formel-1-Teams BMW-Sauber nicht klappt. Die Motoren soll Ferrari liefern, doch alles hängt vom Startplatz für 2010 ab.

Wehmut liegt an diesem Abend in der immer noch knapp 30 Grad warmen Luft. An einem Tisch plaudert Rekordweltmeister Michael Schumacher mit BMW- Vorstandsmitglied Klaus Draeger und -Motorsportchef Mario Theissen. Ross Brawn, Teamchef und Mitbesitzer von Weltmeister BrawnGP, gibt sich die Ehre wie Amtskollege Christian Horner. Viele aus dem Fahrerlager sind gekommen, um BMW Servus zu sagen. Beim Abschiedsfoto vor der Box von Nick Heidfeld und Robert Kubica hielt Theissen eine Tafel mit der Aufschrift: "Auf Wiedersehen und Danke".

Ob und mit wem es ein Wiedersehen geben wird, ist offen. Theissen selbst, sonst planender Stratege, will sich erst jetzt mit seiner zukünftigen Rolle beschäftigen. Pilot Heidfeld machte schon deutlich, dass sich die ganze Sache länger hinziehe als er sich erhofft habe. Kollege Kubica hat schon bei Renault angeheuert. "Wir haben keine klare Frist", erklärte Theissen, es sei jedoch klar, "dass die Zeit rennt und es schwieriger und schwieriger für das Team wird". Fahrer und Sponsoren unterschreiben nur, wenn sie auch wissen, dass das neue Team auch fahren darf.

Zieht nun nicht noch eins der vier gemeldeten neuen Teams zurück oder gibt Williams nicht seine Blockade gegen 14 Rennställe 2010 auf, ist nicht nur BMW raus, sondern auch die Hoffnung auf die Rettung Saubers durch die Investorengruppe Qadbak erloschen. Der Einstieg der Organisation, die mit der Übernahme des englischen Fußballklubs Notts County Schlagzeilen machte, hängt von einem WM-Startplatz ab - den BMW nicht mehr wollte.

Für die Münchner war nach 70 Rennen mit dem eigenen Team war am Sonntag Schluss. Heidfeld belegte vor traumhafter Kulisse noch einmal einen fünften Platz und war damit zweitbester Deutscher hinter dem Heppenheimer Sebastian Vettel (siehe Interview rechts), der sich mit seinem Sieg den zweiten Platz in der Gesamtwertung hinter dem bereits vorzeitig als Weltmeister feststehenden Briten Jenson Button (Brawn) sicherte. "Nach dem WM-Gewinn in Brasilien hab' ich das ganze Wochenende hier einfach nur genießen können", sagte Button. Eine Gelassenheit, die sich die Sauber-Mitarbeiter auch wünschen würden.