Der 39-Jährige identifiziert sich mit dem Klub wie kaum ein anderer und wünscht sich die Erfolge und vor allem die Begeisterung zurück.

Hamburg. Boris Rousson musste schlucken, als am vergangenen Dienstag beim Spiel der Hamburg Freezers gegen die Frankfurt Lions nach der Einlaufshow das Licht wieder anging und er seinen Blick durch das weite, leere Rund schweifen ließ. Offiziell hatten sich 5117 zahlende Zuschauer in die Color-Line-Arena verirrt, gefühlt waren es sogar noch weniger. "Das macht mich sehr traurig und tut mir persönlich wahnsinnig weh", seufzt der ehemalige Freezers-Torhüter, der heute im Trainerstab des Klubs aus der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) arbeitet. "Zu meiner aktiven Zeit hatte ich das Glück, immer als Erster das Eis betreten zu dürfen, und ich hatte jedes Mal Gänsehaut. Die Musik, die abgedunkelte, fast immer volle Arena, die begeisterten Fans. Dieses Gefühl ist leider nicht mehr da. Es wird Jahre dauern, um den Respekt und die Sympathien in Hamburg und in der DEL wieder zurückzubekommen."

Genau wie den Erfolg und die Identifikation, die die Mannschaften, in denen Rousson zwischen 2002 und 2007 auflief, prägte. Spieler wie Andrew Schneider, Jeff Tory oder Bobby House, die die Gesichter des Vereins waren, fehlen mit Ausnahme von Alexander Barta und Martin Walter heute gänzlich. "Es herrschte damals ein besonderer Spirit in der Kabine. Wir waren stolz, die Farben der Freezers zu tragen. Ich hatte auch gute Angebote vorliegen, aber ich war und bin ein Freezer. So ging es auch anderen Spielern, die dann leider gehen mussten", erinnert sich der Deutschkanadier. Im Klartext heißt das: Den Geist von damals gibt es heute nicht mehr. Man spürt, dass es im Sympathieträger brodelt. Die Freezers sind für Rousson mehr als nur ein Arbeitgeber.

Der 39-Jährige identifiziert sich mit dem Klub wie kaum ein anderer und wünscht sich die Erfolge und vor allem die Begeisterung zurück, die er als Spieler hautnah miterlebte. Dafür bräuchten die Hamburger, so sagt Rousson, einen Sportdirektor wie Max Fedra, der in der Premierensaison 2002/03 die Geschicke bei den Freezers leitete, nach einem Zwist mit Ex-Geschäftsführer Boris Capla den Verein wieder verlassen musste und heute erfolgreich in Augsburg arbeitet.

"Max hat ein überragendes Händchen. Er schaute nicht stupide auf Namen oder Statistiken, sondern darauf, dass ein Spieler ins Mannschaftsgefüge passt. Wir hatten auch Typen mit Ecken und Kanten, aber auf dem Eis passte es einfach. Es waren Profis, mit denen sich die Fans identifizieren konnten", sagt Rousson, der die aktuelle Krise auch als Chance sieht.

"Es muss eine Neuausrichtung geben, damit die Freezers wieder dahin kommen, wo sie schon einmal waren. Wir brauchen für die Zukunft junge, hungrige Spieler und Importspieler, die noch nicht über ihren Leistungszenit hinaus sind. Es gibt gerade in den unteren Ligen Talente, die man frühzeitig verpflichten muss, bevor sie unerschwinglich werden", sagt Rousson, der noch hofft: "Wir brauchen möglichst schnell einen dreckigen Sieg, um in die Spur zu kommen."

Abwehrspieler Martin Walter wurde aufgrund eines Pferdekusses am rechten Oberschenkel operiert.

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