Tennisprofi und Abendblatt-Kolumnist Mischa Zverev arbeitet hart an seinem Comeback und zieht seine Bilanz der Tennis-Saison 2009.

Hamburg. Für einen, der gezwungen ist, seinen geliebten Beruf ruhen zu lassen, klingt Mischa Zverev erstaunlich aufgeräumt. Negative Gedanken haben im Leben des 22 Jahre alten Tennisprofis grundsätzlich kaum Platz, und so lässt sich der in Moskau geborene Hamburger die Stimmung nicht verderben, obwohl er seit dem 12. Oktober sein Arbeitsgerät nur unter Schmerzen in die Hand nehmen kann.

Beim Masters in Shanghai hatte er bei einem Sturz während seines Erstrundenduells mit dem Chilenen Fernando Gonzalez einen Bruch des rechten Handgelenks erlitten. Die Saison 2009 ist für den Weltranglisten-82. spätestens beendet, seit er am vergangenen Freitag einen festen Gips erhielt. In seiner neuen Wahlheimat Monaco arbeitet Zverev für sein Comeback im Januar in Australien - und nutzte die Zeit, um sein Tennisjahr zu bilanzieren.

Als Höhepunkte der Saison 2009 wird Zverev den Viertelfinaleinzug beim Masters in Rom Ende April ebenso in Erinnerung behalten wie seinen ersten Einsatz für das deutsche Daviscup-Team, für das er Mitte Juli beim 2:3 in Spanien an der Seite von Nicolas Kiefer im Doppel nur knapp verlor. Die schönste Woche sei allerdings die Mitte Mai beim World Team Cup in Düsseldorf gewesen - trotz der 1:2-Finalniederlage gegen Serbien. "Eine solche Stimmung hatte ich noch nie erlebt. Ich fühlte mich als Teil eines Teams, das von den Fans getragen wurde", sagt Zverev.

"Ich habe mein Ziel, in die Top 50 der Welt vorzustoßen, erreicht", erzählt der Linkshänder, der zwischen 8. Juni und 5. Oktober unter den besten 50 Profis zu finden war. "Das erste halbe Jahr war stark, in den vergangenen Monaten hat allerdings immer ein kleines Stück gefehlt. Deshalb ist mein Ziel für 2010, an der Konstanz zu arbeiten. Ich muss Spiele auch gewinnen können, wenn ich mal nicht meinen besten Tag habe", sagt er.

Die diversen Einbrüche in engen Matches, als manchmal ein Punktverlust in einem wichtigen Ballwechsel das komplette Konzept über den Haufen warf, will Zverev endlich vermeiden. Um das zu schaffen, will er härter trainieren. "Je fitter ich bin, desto mehr Selbstvertrauen habe ich auch, dass ich kritische Situationen überstehen kann", glaubt er. Ein Trainerwechsel sei allerdings nicht angedacht. "Ich bin überzeugt, dass meine Eltern weiter die besten Trainer für mich sind, weil sie mir am meisten helfen können", sagt Zverev, der den Umzug nach Monaco als wichtigen Prozess der Abnabelung ansieht. "Ich werde reifer, der Weggang aus Hamburg war für mich der nächste logische Schritt. Ich will auch ausprobieren, was ich alleine schaffen kann."

Alles in allem sei er überzeugt davon, einen großen Schritt in seiner sportlichen Entwicklung gemacht zu haben. "Ich bin ein viel besserer Spieler als ich es Ende 2008 war: kompakter, variabler und selbstsicherer." Wenn jetzt noch der Kopf mitspielt und das Handgelenk ausheilt, kann die Saison 2010 kommen.

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