Die Zeiten, in denen die Hamburg Freezers für einen Hype sorgte, sind vorbei. Warum Anhänger trotz Verliererimage treu bleiben.

Hamburg. März 2004, morgens um vier Uhr im Volkspark, klirrende Kälte. Vor den Ticketschaltern der Color-Line-Arena campieren die ersten Anhänger der Hamburg Freezers, um an die begehrten Tickets für die Play-off-Viertelfinalserie gegen die Adler Mannheim zu kommen. Bei dem Eishockeyevent dabei zu sein, galt in der Stadt als "in". Heute Abend (19.30 Uhr, Color-Line-Arena, Sky live), fünfeinhalb Jahre später, heißt der Gegner erneut Mannheim. Von einem derartigen Andrang kann der Hamburger Klub aber nur noch träumen.

6500 Tickets wurden im Vorverkauf abgesetzt. Die Zeiten, in denen ausverkaufte Spiele an der Tagesordnung waren, sind längst vorbei. In der sportlich erfolgreichsten Spielzeit der Vereinsgeschichte 2003/04 pilgerten im Schnitt 12 055 Anhänger zu den Heimspielen. Die Freezers verpassten gegen Frankfurt nur knapp den Einzug ins Finale. Die Helden hießen Bobby House, Boris Rousson oder Andrew Schneider - Identifikationsfiguren, die Zuschauer in die Arena lockten. In der Folgesaison setzten die Hamburger knapp 5000 Dauerkarten ab. Aktuell sind es trotz Sonderangeboten lediglich 3000.

Die Stimmung, die einst Gänsehaut bei Spielern und Besuchern erzeugte, ist abgeebbt, das Verhältnis zwischen Fans und Mannschaft angespannt. Beim heutigen Spiel planen die Anhänger mal wieder eine Protestaktion, beschlossen sie gestern Abend auf einem Fantreffen. Was genau sie unternehmen wollen, darüber herrschte Uneinigkeit. Eine denkbare Variante: Der Fanblock bleibt im ersten Drittel unbesetzt. "Die letzten Jahre sind von Negativstimmung geprägt. Viele Anhänger fühlten sich aufgrund der Leistungen auf dem Eis betrogen. Allerdings sind die Mitgliederzahlen in unseren Fanklubs stabil. Es gibt sogar Zugänge. Unsere Fans sind treu und leidensfähig", sagt der Fanbeauftragte Maik Behnk. Um das zu belegen, genügt ein Blick in die Volksbank-Arena. In dieser Woche schauten täglich bis zu 30 Schaulustige beim Training zu, mehr sind es beim Fußball-Zweitligaklub FC St. Pauli auch nicht. "Ich komme gerade von der Nachtschicht in einer Sicherheitsfirma und habe zwanzig Stunden nicht geschlafen. Als Freezers-Fan muss man einfach schmerzfrei sein. Auch wenn man sich auf der Arbeit oder im Freundeskreis den einen oder anderen Spruch anhören muss, ich trage mit Stolz die Vereinskleidung", erzählt Anhänger Markus, der vollen Namen und Alter aber lieber nicht nennen will, und rückt seine Mütze mit dem Vereinslogo zurecht.

Trotz aller Treue geht der lukrative Absatz von Fanartikeln zurück. Die Jerseys der aktuellen Spieler scheinen schon jetzt ein Auslaufmodell zu sein. "Ich darf aus vertraglichen Gründen keine genauen Zahlen nennen, aber es gibt Rückläufe, was das Merchandising betrifft. Man merkt den sportlichen Misserfolg der vergangenen Jahre", gibt Martin Bertels vom Fanartikelpartner der Freezers, der Bertels Textil und Handels GmbH, zu. Nicht nur er denkt gern an die erfolgreichen Zeiten zurück. Auch die Fans erinnern sich nur zu gern an jenen Tag im März, als die Freezers noch für Begeisterung und ein besonderes Erlebnis standen.

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