Die Stiftung Deutsche Sporthilfe gibt sich ein neues Gesicht. Die geheime Wahl des Aufsichtsrats ist seit Mittwoch abgeschlossen, das Ergebnis wird heute Abend auf der Kuratoriumssitzung in der Handelskammer Hamburg bekannt gegeben.

Hamburg. Stimmberechtigt waren die 320 Kuratoren der Stiftung. Daimler-Finanzvorstand Bodo Uebber (50) und der Hamburger Fernsehmoderator Johannes B. Kerner (44) werden dem zuletzt achtköpfigen Gremium wahrscheinlich neu angehören. Bisher unterstützte Kerner die Sporthilfe als Kurator und Stiftungsrat. Das Abendblatt sprach mit ihm.

Abendblatt:

Herr Kerner, seit rund zwölf Jahren setzen Sie sich finanziell und mit Ihrer Prominenz für die Sporthilfe ein. Was gab den Ausschlag dafür?

Johannes B. Kerner:

Das hat zum einen den familiären Hintergrund, dass ohne die Unterstützung der Sporthilfe die Hockeykarriere meiner Frau Britta Becker mit der Teilnahme an drei Olympischen Spielen (1992/Silber, 1996 und 2000, die Red. ) kaum möglich gewesen wäre. Etwas dafür zurückgeben zu wollen war unser Leitmotiv. Zum anderen imponiert mir, mit welcher Leidenschaft und Leistungsbereitschaft unsere Athleten ihren Sport treiben. Für sie optimale Rahmenbedingungen zu schaffen, halte ich für eine besondere gesellschaftliche Aufgabe.

Abendblatt:

Die Spendeneinnahmen der Sporthilfe stagnieren seit Jahren auf einem Niveau von rund zwölf Millionen Euro. Diese Summe nachhaltig zu steigern, hat der neue Vorsitzende Werner E. Klatten als mittelfristiges Ziel ausgegeben. Wie sehen die neuen Konzepte aus?

Kerner:

Das stimmt nicht ganz, zuletzt sind die Einnahmen trotz schwierigen wirtschaftlichen Umfeldes sogar wieder leicht gestiegen. Es gibt aber zwei zentrale Aufgabenbereiche, die die Sporthilfe derzeit angeht. Bisher kamen rund 75 Prozent der Spenden aus dem Rhein-Main-Gebiet. Hier wurde die Idee der Sporthilfe geboren, hier ist sie sehr gut vernetzt, in Frankfurt am Main hat sie ihre Zentrale. Mit Veranstaltungen in anderen Großstädten wollen wir der Sporthilfe neue Regionen erschließen. Das ist uns bisher in Hamburg und München sehr gut gelungen. In Hamburg haben wir neun neue Kuratoren gewinnen können, in München fünf. Die sollen ja nicht nur selbst Geld spenden, sondern auch als Multiplikatoren die Ideen der Sporthilfe weitertragen.

Abendblatt:

Ein Problem bleibt: Die Sporthilfe ist in Teilen der Bevölkerung unbekannt.

Kerner:

Das ist der zweite wesentliche Punkt der Neuorientierung. Die Sporthilfe muss breiter aufgestellt sein, mehr Menschen begeistern. Auch dafür ist Werner Klatten vor einem Jahr angetreten. Jeder Bürger soll die Chance erhalten, den Favoriten seiner Wahl zu unterstützen, frei nach dem Motto: "Ich mache mir meinen Olympiasieger." Ein Euro im Monat würde dafür schon genügen. Das Ganze hat neben dem finanziellen eine höchst emotionale Komponente. Im Idealfall würde der Spitzensport in Deutschland eine neue Dimension der Unterstützung erfahren.

Abendblatt:

Wann soll diese Kampagne starten?

Kerner:

Wahrscheinlich schon bald.

Abendblatt:

Die Sporthilfe hat in 42 Jahren viel bewegt, aber vieles wirkt inzwischen auch ein wenig antiquiert, verstaubt. Wo bleibt der Aufbruch?

Kerner:

Dieser Beschreibung würde ich nicht folgen, sie ist ein wenig ungerecht gegenüber dem, was die Sporthilfe und ihre führenden Köpfe geleistet haben. Richtig ist, sich den neuen Medien zu öffnen und zum Beispiel im Internet und in sozialen Netzwerken aktiver zu werden. Das alles ist in Vorbereitung.

Abendblatt:

Wie soll die Sporthilfe in zehn Jahren aussehen?

Kerner:

Das Wichtigste ist, dass wir weiter sicherstellen, dass die Sportler ihr Geld bekommen. Gelingt uns das, und können wir unsere Besten noch intensiver fördern und sie zugleich bei ihrer Ausbildung und ihrer Suche nach Arbeitsplätzen gezielter unterstützen, hätten wir sehr viel erreicht.