Der HSV-Verteidiger wird trotz des Platzverweises in Russland von Joachim Löw gelobt und hat es selbst in der Hand, das Ticket für die WM zu lösen.

Abendblatt : Jerome, was von Deinem ersten Länderspielauftritt werden Sie nie vergessen?

Jerome Boateng: Ich werde gar nichts vergessen. Das war ein super Erlebnis. Ich habe mich im Kreise der Nationalmannschaft extrem wohlgefühlt, trotz der Gelbroten Karte.

Abendblatt: Zumal Sie von Trainer Joachim Löw in den höchsten Tönen gelobt werden.

Boateng: Das ist schon toll zu hören. Auch die Kollegen haben mir keine Vorwürfe gemacht.

Abendblatt: Dabei haben Sie sicher auch davon profitiert, dass das Spiel gewonnen und Deutschland endgültig qualifiziert war.

Boateng: Mit Sicherheit. Hätten wir das Spiel in der Schlussphase noch abgegeben, wäre es schon ziemlich doof gewesen. Aber ich glaube auch, dass ich bis auf den Platzverweis ein gutes Spiel gezeigt habe. Und am Ende bleibt für mich eine große Erfahrung hängen. Ich habe viel dazulernen können.

Abendblatt: Allein damit werden Sie sich sicher nicht zufrieden geben, oder?

Boateng: Nein, wer einmal dabei war, der will immer dabei sein, ganz klar. Auch ich. Ich will jetzt natürlich auch mit zur WM in Südafrika.

Abendblatt: Wie war denn die Mannschaftsfeier am Abend nach dem Spiel?

Boateng: Sehr schön. Wir haben nett gegessen und ein wenig getrunken.

Abendblatt: Und mussten Sie die eine oder andere Runde bezahlen?

Boateng: Wegen des Platzverweises nicht. Ich musste nur eine kleine Rede halten, wie es bei Debütanten üblich ist.

Abendblatt: Was haben Sie gesagt?

Boateng: Ich habe allen zur Qualifikation gratuliert und mich für die nette Aufnahme bedankt.

Abendblatt: Gab es noch ein Abschlussgespräch mit Bundestrainer Joachim Löw?

Boateng: Ja.

Abendblatt: Und er hat Sie gelobt?

Boateng: Er war wohl ganz zufrieden. In erster Linie habe ich mich bei ihm bedankt. Allein, mich in der zweiten Spielhälfte noch mal zu bringen, hätten nicht viele Trainer gemacht. Ich habe mich für das große Vertrauen bedankt.

Abendblatt: Auch dafür, schon am Dienstag statt erst am Donnerstag wieder beim HSV trainieren zu dürfen?

Boateng: Nein. Aber das ist natürlich super für mich. Ich habe das tolle Erlebnis mit dem öffentlichen Training am Montag im eigenen Stadion noch mitgemacht, anschließend mit der Mannschaft gegessen und kann mich jetzt lang genug auf das wichtige Spiel gegen Bayer Leverkusen vorbereiten. Das wird schwer genug.

Abendblatt: Gut möglich, dass auch da der Bundestrainer wieder auf der Tribüne sitzt.

Boateng: Klar. Aber egal wie, ich muss jetzt über lange Zeit konstant gute Leistungen zeigen, das weiß ich. Das wusste ich auch vorher. Deshalb hat sich für mich persönlich jetzt auch nicht alles verändert.

Abendblatt: Welches Andenken wird Sie in 50 Jahren an Ihr erstes Länderspiel erinnern?

Boateng: Gute Frage. Ich habe meine beiden Trikots mitgenommen. Allerdings bekommt mein Vater eins, meine Mutter das andere. Ich glaube, ich nehme einfach mein nächstes Trikot für mich.