Vertrauen in Trainer und Spieler ist da. Teameigner der Hamburg Freezers favorisiert eine Doppelspitze. Bewerber gibt es Dutzende.

Hamburg. Als hochrangiger Mitarbeiter eines Unternehmens aus der Unterhaltungsbranche hat Detlef Kornett gelernt, seine Worte mit Bedacht zu wählen, und auch, mit vielen Worten wenig zu sagen. Umso erstaunlicher war die Deutlichkeit, mit der der Europachef von Freezers-Eigner Anschutz Entertainment Group (AEG) gestern im Restaurant "On Stage" in der Color-Line-Arena die Situation beschrieb, in die sich der Tabellenvorletzte der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) hineinmanövriert hat.

"Wir hatten uns im Sommer neue Ziele gesteckt. Einige davon haben wir klar verfehlt. Wir haben uns zuletzt nur in Tausendfüßlerschritten vorwärtsbewegt", sagte der 46-Jährige, der mit einem Tag Verspätung die Erklärung lieferte für das, was den vergangenen Dienstag zum wohl einschneidendsten Tag in der gut siebenjährigen Geschichte des Klubs gemacht hatte. Kornett hatte Freezers-Geschäftsführer Boris Capla (46) mitgeteilt, dass dessen Zweijahresvertrag zum Saisonende nicht verlängert werden würde. Anschließend habe er Caplas Vorschlag angenommen und einer sofortigen Beurlaubung zugestimmt. "Ich habe mich für den schnellen Schnitt entschieden, weil die Freezers damit neue Impulse erhalten, bevor im November die Planungen für die neue Saison starten", so Kornett.

Der Cuxhavener, der in Kooperation mit AEG-Kommunikationsdirektor Moritz Hillebrand (40) kommissarisch die Geschäftsführung bei den Freezers übernimmt, unterstrich ausdrücklich, dass das Vertrauen in Trainer Paul Gardner und dessen Team "zu 100 Prozent" vorhanden sei. Auch an das sportliche Vermögen der Spieler glaube man uneingeschränkt. "Deshalb wird der Kader auch nicht nachgebessert." Fakt ist damit, dass Kornett in Capla den Hauptgrund für das regelmäßige Verpassen der gesteckten Ziele ausgemacht hat. In seiner Sprachwelt klang das so: "Ich bin in den vergangenen Monaten zu dem Schluss gekommen, dass wir es nicht gemeinsam schaffen, das nächste Level zu erreichen. Deshalb hätten wir auch nicht verlängert, wenn es die derzeitige sportliche Krise nicht gegeben hätte."

Das Anforderungsprofil für Caplas Nachfolger sieht laut Kornett neben Erfahrung und Enthusiasmus auch Erfolg in früheren Tätigkeitsfeldern vor, was eine interne Lösung mit dem jetzigen Torwarttrainer Boris Rousson ausschließt. Klar ist, dass Kornett eine Doppelspitze mit klarer Trennung von Geschäftsführer und Sportdirektor favorisiert. Eine mögliche Kandidatin für ersteren Posten wäre Kathrin Platz. Die frühere Geschäftsführerin des Footballteams Sea Devils, derzeit als freie Beraterin für das Hamburger Trab-Zentrum tätig, hat in Hamburg beste Kontakte und gilt als Marketingprofi mit Charme und Ausstrahlung. "Eishockey ist eine spannende Sportart mit viel Potenzial", sagt Platz, "und es ist ja bekannt, dass ich eine Affinität zu nordamerikanischem Profisport habe." Als Sportdirektor wird der Ex-Nürnberger Otto Sykora gehandelt.

Auf die Sponsoren hat der neuerliche Wirbel im Klub derweil keine Auswirkungen. "Wir danken Boris Capla für seine großartige Arbeit. Er hat das Eishockey nach Hamburg gebracht und zur Marke aufgebaut. Aber das Engagement der Sponsoren ist von Personen unabhängig. Im Gegenteil, alle wollen noch mehr dafür tun, die Freezers bei ihrem Neuanfang zu unterstützen", sagte Andreas Mattner, Präsident des Freezers-Fördervereins. Reiner Brüggestrat, Vorstandssprecher von Trikotsponsor Volksbank, bestätigte dies: "Gerade in schwierigen Situationen ist die Volksbank verlässlich. Der Klub hat jetzt die Chance, sich neu aufzustellen."

Dass diese Neuaufstellung Zeit braucht, weiß auch Kornett. Zwar wolle er im Glauben daran, dass die Spieler die nun geforderte Reaktion zeigen, die "gerade begonnene Saison lange nicht abhaken". Dennoch ist klar, dass die Veränderungen in der Führung erst im kommenden Spieljahr durchschlagen werden. Für die treuen Fans heißt dies erneut, ein Übergangsjahr durchzustehen - allerdings mit der berechtigten Hoffnung, dass danach wirklich vieles besser wird.

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