Mit einem Arbeitssieg hat die deutsche Nationalelf die Qualifikation zur WM geschafft. Der Hamburger Jerome Boateng sah die gelb-rote Karte.

Moskau. Vize-Europameister Deutschland hat dank Miroslav Klose die «Festung Luschniki-Park» gestürmt und in Unterzahl vorzeitig das Ticket zur WM-Endrunde in Südafrika erkämpft. Der Bayern-Stürmer erzielte den 1:0 (1:0)-Siegtreffer im «Spiel des Jahres» gegen Russland und bescherte der Elf von Bundestrainer Joachim Löw den Gruppensieg. Damit ist Deutschland zum insgesamt 17. Mal und zum 15. Mal in Folge für eine WM-Endrunde qualifiziert.

Vor dem abschließenden Spiel gegen Finnland am Mittwoch (18.00 Uhr/live in der ARD) in Hamburg liegt die DFB-Auswahl nun vier Punkte vor Russland und ist damit nicht mehr vom ersten Platz zu verdrängen. Dem dreimaligen Welt- und Europameister, der in WM-Qualifikationsspielen auswärts weiter ungeschlagen ist, bleiben damit nervenaufreibende Playoff-Spiele (14. und 18. November) erspart.

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3. So schnitten deutsche Mannschaften bisher bei Weltmeisterschaften ab.

Der Siegtreffer fiel bereits in der 35. Minute. Nach einer Traumkombination über Lukas Podolski und Mesut Özil beförderte Klose den Ball aus kurzer Entfernung über die Linie und markierte seinen 48. Treffer im 92. Länderspiel, womit er in der ewigen DFB-Rangliste nun alleiniger Dritter ist. Im zweiten Durchgang wurde die Partie aber für die deutsche Mannschaft zur Zitterpartie, erst recht nachdem Debütant Jerome Boateng wegen wiederholten Foulspiels die Gelb-Rote Karte gesehen hatte (68.). Aber auch in Überzahl vermochten die Russen die erste Heim-Niederlage ihrer Verbandsgeschichte in der WM-Qualifikation nicht mehr zu vermeiden.

Vor 75.000 Zuschauern im seit Wochen ausverkauften Luschniki-Park agierte die DFB-Auswahl aus einer sicheren Defensive, sorgte bei schnell vorgetragenen Kontern aber auch selbst immer wieder für Gefahr. Dagegen fand die russische Auswahl im ersten Durchgang überhaupt kein Rezept. Von einem Sturmlauf des EM-Halbfinalisten um Starstürmer Andrej Arschawin war jedenfalls nichts zu sehen.

In den ersten 45 Minuten wurde es für die deutsche Mannschaft nur einmal gefährlich. Nach einem Fehler von Boateng stürmte Wladimir Bystrow alleine auf Schlussmann Rene Adler zu, der Leverkusener parierte aber glänzend. Boateng beackerte in seinem ersten Länderspiel die rechte Abwehrseite, dafür rückte Philipp Lam wieder auf die linke Position.

Großes Plus im deutschen Spiel war aber auch das defensive Mittelfeld. So machten Kapitän Michael Ballack, der sein 96. Länderspiel absolvierte, und Simon Rolfes die Räume eng. In der Offensive setzte derweil Özil die Akzente. Bereits in der 23. Minute war der Bremer Ausgangsposition zu einer großen Chance, als er mit einem feinen Trick die russische Abwehr aushebelte. Der Kölner Podolski schoss aber anschließend aus kurzer Entfernung den russischen Verteidiger Sergej Ignaschewitsch an.

Besser machte es in der 35. Minute Klose, der im 4-2-3-1-System der Deutschen einzige Spitze war. Dahinter spielten Bastian Schweinsteiger, Özil und Podolski. Die Russen agierten lange Zeit viel zu pomadig. Zwar hatte das Team von Trainer Guus Hiddink Feldvorteile, wusste damit aber nicht viel anzufangen. So hing Stürmer Alexander Kerschakow, der überraschend den Vorzug vor dem Stuttgarter Pawel Pogrebnjak erhalten hatte, häufig in der Luft.

Der EM-Halbfinalist legte im zweiten Durchgang seine Zurückhaltung ab und setzte die deutsche Abwehr unter Druck. Dabei wurde Adler zunächst bei zwei Schüssen von Arschawin (53. und 55.) Paraden gezwungen, ein Seitfallzieler von Bystrow ging knapp über das Tor. In dieser Phase kam die Löw-Elf immer seltener zu Entlastungsangriffen. Einer davon führte aber fast zum 2:0, als Özil den Ball auf die Latte setzte (57.). Die letzten 22 Minuten agierte die DFB-Auswahl in Unterzahl, nachdem sich Boateng bei einem Foul an Bystrow die Gelb-Rote Karte abholte (68.). Fünf Minuten später bewahrte Adler bei einem Schuss von Igor Semschow die deutsche Mannschaft erneut vor einem Gegentreffer.

Der Kunstrasen, über den im Vorfeld heftige Diskussionen ausgebrochen waren, fiel unterdessen nicht groß ins Gewicht, zumal es bei Temperaturen um fünf Grad trocken war.