Die Bayern ließen gegen Juventus Turin Chancen reihenweise ungenutzt. Der VfL Wolfsburg verkauft sich teuer bei Manchester United.

München. Der FC Bayern München hat bei der Kraftprobe mit Juventus Turin das Toreschießen vergessen, aber zumindest die Tabellenführung in der Vorrunde der Champions League behauptet. Trotz eines klaren Chancenplus kam der deutsche Fußball-Rekordmeister am Mittwoch gegen den italienischen Spitzenclub nicht über ein 0:0 hinaus und verpasste damit den zweiten Sieg in der Gruppe A. Vor 66.000 Zuschauern in der ausverkauften Allianz Arena boten sich den Bayern in der ersten Spielhälfte Torgelegenheiten in Hülle und Fülle, die aber allesamt ungenutzt blieben. Im zweiten Durchgang ließ der Offensivdrang der Münchner dann nach, die mit vier Punkten aus zwei Spielen vor der Partie bei Girondins Bordeaux dennoch weiter klar auf Achtelfinal-Kurs sind.

„Wir haben viele hundertprozentige Chancen kreiert, aber nicht genutzt. Das ist enttäuschend. In der ersten Halbzeit haben wir gegen eine Spitzenmannschaft überragend gespielt, aber wir haben eben nicht gewonnen“, trauerte Bayern-Coach Louis van Gaal zwei vergebenen Punkten nach. „Es ist enttäuschend, wenn man so große Chancen herausspielt und dann am Ende mit einem 0:0 dasteht“, bekannte Abwehrspieler Philipp Lahm.

Ihren ersten Härtetest der Saison bestanden die Bayern souverän, der spielerisch überzeugenden Vorstellung im Duell der Rekordmeister fehlten allerdings Effektivität und Tore. Vier Tage nach dem 0:1- Dämpfer in Hamburg unterstrich vor allem Franck Ribéry mit seiner Darbietung, dass er die Königsklasse als Bühne für seine große Show braucht. Der Franzose trickste, dribbelte und schoss wie zu besten Zeiten, doch ein Treffer wollte ihm ebenso wenig gelingen wie Thomas Müller oder Miroslav Klose, der in der Sturmmitte den Vorzug vor 30 Millionen-Euro-Stürmer Mario Gomez erhalten hatte.

Erst 16 Minuten vor Schluss durfte Gomez für Klose ran, doch der Ex-Stuttgarter konnte das Blatt auch nicht mehr wenden. Weltmeister Luca Toni hatte es nicht einmal bis auf die Bank geschafft und schaute dem Prestigeduell gegen seine Landsleute von der Tribüne aus zu. Arjen Robben musste kurz vor der Halbzeit seinen Platz für Ivica Olic räumen, weil er sich das rechte Knie verdreht hatte.

Was für das Spiel der Bayern Ribéry, war in Reihen der Italiener Diego. Der Ex-Bremer wurde als Dreh- und Angelpunkt von seinen Mitspielern ständig gesucht, konnte aber nach gerade auskurierter Oberschenkelblessur bei seiner Rückkehr nach Deutschland nicht brillieren. Nach 60 Minuten durfte der Brasilianer, dessen Kreise von Bastian Schweinsteiger wirkungsvoll eingeengt wurden, vom Feld.

Wie man die Abwehr der Turiner mit einfachen Mitteln aushebelt, demonstrierten die Bayern bereits in der 4. Minute. Robben schickte Müller steil, doch der wiederum selbstbewusst aufspielende Youngster zielte aus spitzem Winkel knapp am langen Pfosten vorbei. Dann folgte Ribérys großer Auftritt. Der Franzose ließ Giorgio Chiellini und Nicola Legrottaglie mit einer Körpertäuschung stehen wie Anfänger und lupfte den Ball über Keeper Gianluigi Buffon, aber auch über die Latte hinweg (19.). Die längst verdiente Führung für die Bayern blieb auch Klose versagt, dessen Kopfball knapp übers Tor strich (30.).

Als das 1:0 der Münchner nur noch eine Frage der Zeit schien, sorgte Mauro Camoranesi auf der anderen Seite für eine Schrecksekunde. Den Schuss des italienischen Nationalspielers lenkte Jörg Butt mit den Fingerspitzen um den Pfosten (33.). Im zweiten Durchgang hielt die Dominanz der Münchner an, doch die Angreifer brachten den Ball einfach nicht an Buffon vorbei. In der 60. Minute hatte Klose den Führungstreffer auf dem Fuß, doch der Nationalstürmer verfehlte Ribérys scharfe Hereingabe. Danach ebbte der Schwung bei den Hausherren ab, und auch Ribéry ging allmählich die Puste aus.

VfL Wolfsburg verliert in Manchester, erarbeitet sich aber Respekt

1:2 verloren, aber Respekt gewonnen: Im „Theater der Träume“ hat sich der VfLWolfsburg bei seiner internationalen Reifeprüfung teuer verkauft. Beim Weltklasse-Team von Manchester United ging der deutsche Fußball-Meister am Mittwochabend sogar in Führung: Vor 74.037 Zuschauern hatte Edin Dzeko mit einem Bilderbuch-Kopfball (56.) für strahlende Gesichter bei den Gästen gesorgt, nur kurz danach gelang Manchester-Urgestein Ryan Giggs (59.) mit einem abgefälschten Freistoß aber der Ausgleich. „Es ist schade, dass mein Tor nicht gereicht hat“, meinte Dzeko.

Den Siegtreffer für ManU, das nach der englischen Tabellenführung am Wochenende nun auch die Spitze in der Gruppe B der Champions League mit 6 Punkten von den nun zweitplatzierten Niedersachsen (3) eroberte, erzielte Michael Carrick (78.) nach einem Abwehrfehler der Gäste. „Wir führen 1:0 und dann so Gegentore. Die waren zu leicht. Schade, schade“, meinte Dzeko. Insgesamt habe der VfL „eine sehr gute Vorstellung“ geboten in Old Trafford, befand der Torjäger aber, dem auch ManU-Coach Sir Alex Ferguson Respekt zollte: „Dzeko war schwer zu halten.“

Weder vom Dauerregen, noch von den zumindest vor der Partie lautstarken englischen Fans ließen sich die „Wölfe“ erstmal irritieren. Mutig verzichtete Trainer Armin Veh auf den italienischen Weltmeister Andrea Barzagli in der Abwehr und brachte dafür erstmals von Beginn an Ricardo Costa. Und frech setzten seine Schützlinge, zu denen auch der vor einigen Wochen am Knie operierte „Sechser“ Josué zählte, die taktischen Vorgaben Vehs („Wir wollen uns nicht verstecken“) in den ersten Minuten um. Nicht das Starensemble um Wayne Rooney oder Rio Ferdinand führte Regie, sondern der deutsche Meister. 4. Minute: Grafite taucht im Manchester-Strafraum auf, zögert aber zu lange. 8. Minute: Grafite legt Christian Gentner auf, doch dessen viel zu schwachen Linksschuss kann Manchester Ersatz-Torhüter (Edwin van der Saar verletzt), Tomasz Kuszczak, ohne Mühe festhalten.

Erst in der 20. Minute kamen die Gastgeber – in den vergangenen 42 Heimspielen nur eine Niederlage – zu ihrer ersten Chance. Per Freistoß. Rooney verzog aber knapp. Kurz danach musste sein Sturmpartner Michael Owen verletzungsbedingt weichen. Für ihn kam der eigentlich von Veh in der Startelf erwartete Ex-Bundesliga-Profi Dimitar Berbatow in die Partie – und avancierte fortan zum besten Spieler der ersten Halbzeit. Mit ihm fand Manchester nach seinem anfänglichen Larifari-Fußball ins Spiel, während die „Wölfe“ zusehends unsicherer wurden.

Antonio Valencia (25.) und Michael Carrick (30.) – beide auf Berbatow-Zuspiel - ließen hochkarätige Chancen ungenutzt. Im Fall von Carrick konnte sich der in der Bundesliga beim 4:2 noch gesperrte Keeper Diego Benaglio auszeichnen, ein Kopfball von Gentner (34.) brachte indes nur kurz Entlastung. Die Hausherren waren Herr im Hause, Berbatow düpierte die Gäste ein ums andere Mal sogar per Hackentrick. Doch rettete sich der VfL ohne Gegentor in die Pause, und kam erstmal mit demselben Elan der Anfangsminuten wieder aufs Feld. Costa verfehlte aus kurzer Distanz nach einem Eckball (48.) aber die Führung gegen die in der Defensive auch nicht überragende United- Mannschaft. ManU begann indes wieder, die Initiative zu ergreifen, da schlug Dzeko nach Vorlage von Makoto Hasebe zu.

„Das Tor war überraschend“, meinte Ferguson. Die VfL-Freude währte aber auch nur kurz: Giggs’ Freistoß fälschte Gentner derart unglücklich aber, dass Benaglio – vor dem Dzeko-Treffer hatte er noch einen Anderson-Schuss prächtig pariert – ohne Chance war. Mit einem Schlenzer überwand dann auch noch der in der zweiten Hälfte bärenstarke Carrick den Schweizer Keeper im VfL-Kasten.