Flavio Briatore war einer der mächtigsten Männer in der Formel 1. Sein Wort hatte Gewicht und er war angesehen. Nun läuft der Zirkus ohne ihn.

Schöne Frauen und schöne Autos haben es Flavio Briatore angetan. Zwei Leidenschaften, denen er jetzt viel Zeit schenken kann. Seinen Hobbies kann er nun seine ungeteilte Aufmerksamkeit widmen. Der 59-Jährige ist im Unfall-Skandal von Renault auf der Strecke geblieben und muss die Puppen zukünftig woanders tanzen lassen.

Briatore ist ein Selfmade-Man. Er begann einst als Skilehrer, machte in Mode und wurde zu einem der einflussreichsten Manager in der Formel 1. Was er auch anpackte - er war erfolgreich. Sogar Promoter Bernie Ecclestone hatte Respekt vor dem Mann, der Michael Schumacher in den 90er Jahren zum Superstar formte.

Briatores graue Haare sind in den vergangenen Jahren zwar etwas lichter geworden, der Bauch ein wenig fülliger, doch er war bis zum Schluss dick im Geschäft, wurde gehasst und bewundert zugleich. «Ich will immer der Erste sein, arbeite manchmal vier Tage und Nächte am Stück. Als in Deutschland noch alle dachten, Schumi sei der Sohn von Toni Schumacher, da hatte ich ihn schon», sagte er einst in einem Bild-Interview. Michael Schumacher gewann

1994 und 1995 mit Teamchef Briatore bei Benetton die ersten beiden seiner sieben WM-Titel - und erwarb sich den Beinamen «Schummel-Schumi».

Formel-1-Boss Ecclestone sprach sich vor Entscheidungen gerne mit Briatore ab, sein Wort hatte in der PS-Branche Gewicht. «Wer Flavio kennen gelernt hat, der hält mich plötzlich für einen gutmütigen Typen», erzählte «Big Bernie» einst, und das sei kein Witz. Ob man ihn nun mochte oder nicht - Titelsammler Briatore hatte sich die Anerkennung seiner Gegner redlich verdient. Stolz berichtete der Italiener einmal, dass er täglich etwa 750 E-Mails bekomme: «Von jungen Männern, die wissen wollen, wie man ein Briatore wird.»

Lebemann Briatore, der sich unter anderem mit den Supermodels Naomi Campbell und Heidi Klum vergnügte, hatte ein offenbar einfaches Erfolgsrezept: Schnelle Entscheidungen, cooles Auftreten. Nun ist er gestolpert und ob er wieder aufstehen kann oder sich endgültig auf seinen feudalen Junggesellen-Landsitz nach Kenia zurückzieht, steht in den Sternen.

Briatore begann Ende der 80er Jahre als Teamchef beim damaligen Rennstall von Luciano Benetton, nachdem er in dessen Modekonzern für den nordamerikanischen Markt verantwortlich war. Der nicht gerade pflegeleichte Italiener stieß in der Formel 1 mit unkonventionellen Methoden von Anfang an viele Etablierte vor den Kopf. Er hatte allerdings den richtigen Riecher, als er Michael Schumacher verpflichtete.

Mitte der 90er Jahre wurde Briatore bei Benetton durch David Richards ersetzt, doch ganz Abschied von der Formel 1 nahm er nicht. Schon 1998 war er als neuer Leiter der Firma Supertec zurück, die alte Renault-Motoren für Kundenteams tunte. Als sich Renault für eine Rückkehr in die Königsklasse entschied, dachte man sofort an Briatore als Teamchef und er brachte den Erfolg. In Ungarn 2003 gelang dem Spanier Fernando Alonso der erste Triumph in den Farben des französischen Nationalkonzerns - der WM-Titel als Krönung folgte 2005 und 2006.

Seit 2007 ist Briatore auch am prestigeträchtigen englischen Fußball-Klub Queens Park Rangers beteiligt und seit Juni 2008 mit seiner 29 Jahre jüngeren Freundin Elisabetta Gregoraci verheiratet