Den roten Teppich haben die Berliner den Leichtathleten aus aller Welt nicht gerade ausgerollt - eine blaue Laufbahn musste genügen.

Niemand durfte drei Jahre nach der Fußball-WM ein zweites Sommermärchen erwarten, mehr Zuschauer im Stadion und größeres Interesse in der Stadt sehr wohl. Die Leichtathletik-WM 1993 in Stuttgart und die -EM 2002 in München haben Maßstäbe für Stimmung und Begeisterung gesetzt. Berlin hat die Pflichten eines bemühten Gastgebers erfüllt. Glanz jedoch sieht anders aus. Erst die letzten der neun Tage versöhnten.

Dass Stuttgart und München ihre WM-Ambitionen zugunsten Berlins hatten aufgeben müssen, entspricht dem von Firmen und Verbänden gepflegten Missverständnis, die Hauptstadt im Briefkopf wie die Nähe zu Politik und Regierung werden es schon richten. 20 Jahre nach der Vereinigung haben sich viele Effekte abgenutzt. Die Fülle an Prominenz und Ereignissen scheint den Berliner allmählich zu langweilen, dass die hochverschuldete Stadt alles auch noch zu bezahlen hat, ihn zunehmend zu ärgern.

Ein föderales Gemeinwesen mit einem Solidarpakt wie dem Länderfinanzausgleich darf Standortpolitik auch anders verstehen: Berlin, Berlin, nicht alles nach Berlin! Ökonomisch geht die Rechnung ohnehin nicht auf. Studien belegen, sportliche Megaevents wie Olympische Spiele und Fußball-Weltmeisterschaften beflügeln den Tourismus nachhaltig, allerdings nicht in jenen Regionen, die bereits vorher weltbekannt waren. Olympia hat sich vor allem für München (1972), Barcelona (1992) und Sydney (2000) ausgezahlt, London (2012) dagegen wird seine Investitionen kaum durch zusätzliche Einnahmen amortisieren können. Das sollte Hamburg Mut machen. Die Austragung der Spiele bleibt ein lohnendes Ziel. An fehlender Begeisterung würde der Kandidat nicht scheitern.