Der selbst ernannte Aufstiegsaspirant MSV Duisburg gastiert am Sonnabend (13.00 Uhr) beim FC St. Pauli. Trainer Peter Neururer über St. Pauli, seine neue Sturmhoffnung und einen zu kleinen Kader.

Hamburg. Abendblatt: Herr Neururer, Sie waren am Montag in Aachen. Hat der FC St. Pauli Sie beeindruckt?

Peter Neururer (54): Das kann man wohl sagen. St. Pauli hat immer schon Kampfkraft, Willenskraft und unglaubliche Begeisterung ausgezeichnet. Aber darüber hinaus habe ich spielerische Klasse, Effizienz und Ordnung gesehen, wie ich es von St. Pauli in den letzten Jahren nicht gewohnt war. Hut ab vor der Arbeit von Holger Stanislawski.

Abendblatt: Gehört St. Pauli jetzt plötzlich zu den Aufstiegskandidaten?

Neururer: Wenn die weiter so engagierte Leistungen abrufen können, dann gehört St. Pauli absolut zu den Kandidaten, die um den Aufstieg spielen.

Abendblatt: Rund um den FC St. Pauli ist eine große Euphorie ausgebrochen. Ist das gut oder schlecht für den MSV?

Neururer: Bei uns sind auch alle euphorisch aufgrund der hervorragenden Leistung gegen Cottbus. St. Pauli wird zu Hause immer nach vorne spielen, das ist uns klar. Das hätten sie auch gemacht, wenn sie gegen Aachen nicht so einen grandiosen Sieg eingefahren hätten. Von daher spielt die Euphorie keine so große Rolle. Wir wissen was auf uns zukommt.

Abendblatt: Letztes Jahr hätte es fast zum Sieg am Millerntor gereicht.

Neururer: Ja, wir haben noch eine kleine Rechnung offen. Nur aufgrund einer Fehlentscheidung des Schiedsrichters haben wir nicht gewonnen. Das zu wiederholen wird dieses Jahr wesentlich schwerer.

Abendblatt: Aber sie haben gegen Cottbus auch ein starkes Spiel gemacht und zählen zu den Aufstiegsaspiranten.

Neururer: Wir haben die ersten Spiele, dazu zähle ich auch den DFB-Pokal, professionell durchgezogen und die Ergebnisse erzielt, die wir brauchten. Mehr aber auch nicht. Gegen Cottbus haben wir ein ganz hervorragendes Spiel – das Beste seit ich in Duisburg bin – abgeliefert, nur leider nicht gewonnen. Ich denke wir sind nicht chancenlos.

Abendblatt: Sandro Wagner ist stark in die Saison gestartet, Caiuby hat gegen Cottbus nach seiner Einwechselung auch viel Dampf gemacht. Gerade offensiv sind sie trotz des Abgangs von Cedrick Makiadi gut besetzt.

Neururer: Sandro Wagner hat in der letzten Saison schon gezeigt, wie viel Talent er hat. Aber ich kann jetzt, da zwei Spiele absolviert sind, noch nicht von gut oder schlecht reden. Caiuby hat mit Sicherheit große Fähigkeiten. Im Augenblick spielen wir aber in einem anderen System und er braucht noch ein, zwei Wochen, um sich zu hundert Prozent an uns zu gewöhnen. Er macht sehr viel Spaß, ist aber auch kein Cedrick Makiadi.

Abendblatt: Wie sind sie allgemein mit ihrem Kader zufrieden?

Neururer: Mit der Entwicklung der Mannschaft bin ich einverstanden, ganz zufrieden bin ich nie. Aber: wir haben zu wenig Spieler. Es fehlen zwei oder drei Leute. Leider sind uns aufgrund der finanziellen Möglichkeiten die Hände gebunden.

Abendblatt: Dann wird es ausschlaggebend sein, dass alle Spieler gesund bleiben?

Neururer: Ein Ausfall vielleicht, zwei eventuell auch, aber mehr können wir nicht verkraften. Wenn wir langfristig ohne Verletzungen auskommen, werden wir zu den sechs bis acht Mannschaften gehören, die um den Aufstieg mitspielen können.

Abendblatt: Mit Düsseldorf, Kaiserslautern und Bielefeld warten auch nach St. Pauli schwere Gegner. Ist die zweite Liga dies Jahr so ausgeglichen wie nie?

Neururer: Ich werde sicher nicht den Fehler machen, mich jetzt schon gedanklich mit den anderen Spielen auseinanderzusetzen. Jetzt haben wir St. Pauli vor der Brust und an irgendwelche anderen Sachen zu denken, wäre ein fataler Fehler. Wer gegen St. Pauli abgelenkt ist, kriegt mit Sicherheit die Hucke voll. Das hat Aachen auch zu spüren bekommen. Interview: Bastian Henrichs