In der Golf-Weltelite ist Martin Kaymer innerhalb von knapp drei Jahren angekommen. Derzeit liegt er auf Platz 14 der Weltrangliste.

Chaska/Frankfurt. In der Golf-Weltelite ist Martin Kaymer innerhalb von knapp drei Jahren längst angekommen. Aber bei den Major-Turnieren spielte der derzeitige Weltranglisten-14. im Kreis der Golf-Millionäre mit Superstar Tiger Woods als 14-maligem Major- Sieger eher die „Zweite Geige“. Bei der US PGA Championship ab Donnerstag in Chaska/Minnesota bietet sich dem 24- jährigen Rheinländer in diesem Jahr die letzte Chance, beim vierten und letzten Grand Slam der Saison seiner eher bescheidenen Ergebnis- Statistik neuen Schwung zu geben und erstmals ein Major zu gewinnen.

Von den 100 Besten der Weltrangliste sind 98 am Start, wenn Kaymer 40 Minuten vor Topfavorit Woods mit dem 20-jährigen Nordiren Rory McIlroy und US-Ryder-Cup-Star Jim Furyk auf die erste Runde geht. Dann läuft auch für den Branchenriesen Woods die Frist ab, sein erstes Major nach seinem 14. bei der US Open im Juni 2008 zu gewinnen. Direkt danach musste er sich damals einer Kreuzbandriss-Operation unterziehen und einen doppelten Ermüdungsbruch im Bein auskurieren. Bei seinem Comeback im März gewann er gleich sein erstes von fünf Turnieren. Zuletzt nacheinander die Buick Open und das Bridgestone Invitational am Sonntag, als er auf den letzten drei Löchern den dreimaligen Major-Sieger Padraig Harrington niederrang.

„Auch wenn es dieses Jahr mit einem Grand Slam nichts werden sollte, bin ich nicht nur so stolz auf fünf Saisonsiege sondern auf die wiedergewonnene Konstanz meines Spiels. Das einzig schlechte Turnier habe ich bei der British Open gemacht und den Cut verpasst“, meinte Woods noch am Dienstag. Bei der US Open wie im Masters jeweils als Sechstplatzierter habe er „grausam schlecht geputtet“. Dass Woods mit dem PGA-Championship-Titelverteidiger Harrington im Flight die ersten beiden Runden spielen wird, ist nur ein Schmankerl mehr bei dem mit 7,5 Millionen Dollar dotierten Wettbewerb.

Kaymers K(r)ampf mit den Majors steht dagegen im krassen Gegensatz zu seinen vier Turniersiegen auf der Europa-Tour seit 2008. „Der mentale Part bei einem Major ist für mich das Wichtigste in meiner Spielstrategie und vor jeder dieser Herausforderungen habe ich Respekt. Aber sie wirkt nicht beängstigend auf mich“, hatte Kaymer schon vor seinem 34. Rang bei der British Open im Juli in Turnberry gesagt. Es war seine beste Major-Platzierung bei bisher sieben Starts seit 2008. Vier Mal hat er dabei den Cut wie zuletzt beim US-Masters und der US Open verpasst, während er danach in Paris die French Open und bei Glasgow noch im Juli die Scottish Open gewann.

Eine Erklärung hat Kaymer für diese eklatante Diskrepanz zwischen Europa und den gewöhnungsbedürftigen Designer-Plätzen der US-PGA-Tour mit einem 11. Rang in 2009 als bestem Resultat selber noch nicht finden können: „Ich spiele normalerweise aggressiv und greife gern die Grüns direkt an. Bei den Majors habe ich bisher eher defensiv gespielt. Aus den Erfahrungen kann ich nur lernen.“

Sein schwedische Management (Sportyard AB) hat den Überflieger aus Mettmann vor dem Start komplett abgeschirmt. Interviews Fehlanzeige. Kaymer hatte nach der British Open erstmals leise Kritik geübt, weil die Koordination seiner vielen (Sponsoren)Termine dem Profi zu wenig Zeit für die Konzentration auf die Turnier-Vorbereitung ließ. Trotzdem hat der anerkannte US-Golf-Experte Van Sickle von „Sports Illustrated“ Kaymer als einen der Spieler beschrieben, die reif für ein Major sind. „Vielleicht ist er Europas heißester Spieler.“