Der 28-jährige Russe Nikolai Dawidenko siegte am Sonntag im Endspiel der Sandplatz-Veranstaltung gegen Paul-Henri Mathieu aus Frankreich.

Hamburg. Eiskalt, fast fehlerlos und mit einer Demonstration seiner Überlegenheit hat Tennisprofi Nikolai Dawidenko als erster Russe die International German Open am Hamburger Rothenbaum gewonnen. Die Herzen der 5400 Zuschauer aber konnte er mit seinem emotionslos wirkenden Spiel in einem einseitigen Finale nur selten erobern.

Der 28-Jährige setzte sich in 1:28 Stunden mit 6:4, 6:2 gegen Paul-Henri Mathieu durch und ließ dem Franzosen dabei im Grunde keine Chance. Dawydenko kassierte für den 15. Turniersieg seiner Karriere ein Preisgeld von 228.000 Euro und stößt wieder unter die Top Ten in der Weltrangliste vor.

Der 28-Jährige, der ab seinem 15. Lebensjahr im schwäbischen Salmtal wohnte und ausgezeichnet deutsch spricht, war im Ende April erstmals seit vier Jahren aus den Top Ten gefallen, weil er wegen einer Fersenverletzung zwei Monate pausieren musste. Vor dem Hamburger Turnier war er an zwölf notiert und an zwei gesetzt. Dennoch galt er als großer Favorit auf den Titel und wurde dieser Rolle eindrucksvoll gerecht. „Wir haben sehr, sehr guten Sport gesehen“, urteilte Turnierdirektor Michael Stich und brach eine Lanze für den neuen Champion: „Das ist ein ganz netter Typ, er kann das auf dem Platz nur nicht so zeigen.“ Mathieu stand im achten Turnierendspiel seiner Karriere und kassierte dabei die vierte Niederlage. Der 27 Jahre alte Elsäßer musste sich mit einem Preisgeld von 104.000 Euro trösten. Auch er wird sich aber durch den Erfolg in der Hansestadt in der Weltrangliste von Platz 39 deutlich verbessern und wieder unter die besten 30 vorstoßen.

Dawidenko setzte sich am Sonnabend im Halbfinale mit 7:5, 7:6 (7:2) gegen den Spanier David Ferrer durch. Diese Partie war wie erwartet das „heimliche Endspiel“ des Turniers und bot wesentlich mehr Klasse und Spannung als das tatsächliche Finale. Zuvor hatte Mathieu den stark aufspielenden Qualifikanten Pablo Cuevas aus Uruguay mit 4:6, 6:3, 7:5 bezwungen. Diese Partie musste für 39 Minuten unterbrochen werden, weil bei sintflutartigem Regen Wasser durch das Faltdach des Stadions leckte und sich an einer Stelle Sturzbäche auf die Zuschauer ergossen.

„Der Regen“ war dann auch das Einzige, was Turnierdirektor Michael Stich bei seinem Debüt in verantwortlicher Rolle am

Rothenbaum zu kritisieren hatte. An fünf Turniertagen war es nass, insgesamt dürfte das Wetter die Veranstalter rund 10.000 Zuschauer gekostet haben. Das selbst gesteckte Ziel von 55.000 wurde in der Woche so knapp verpasst, insgesamt haben etwa 50.000 Tennisfans die Stadiontore passiert. Stich war erstmals als Turnierdirektor für die mit 1,115 Millionen Euro dotierte Traditionsveranstaltung verantwortlich und machte mit seinen Mitstreitern der Gesellschaft HSE einen guten Job. Der Rothenbaum präsentierte sich stimmungsvoll und in neuem Gewand. „Es hat viel Spaß gemacht“, sagte Stich. Ob das Turnier auch im kommenden Jahr stattfindet, bleibt noch offen.

„Wir können jetzt noch keine klare Prognose stellen“, sagte Stich, „es ist zu 80 Prozent sicher, dass es weitergeht.“ Noch

fehlt aber ein Hauptsponsor. Kassensturz muss gemacht werden, eine "schwarze Null“ muss dabei herauskommen. In sechs bis acht Wochen werden wir wissen, ob es weitergeht“, sagt Stich. Dann stehen die US Open in New York an und dann will die ATP Klarheit über den Turnierkalender 2010 haben.