Handball-Sportchef Christian Fitzek (48) fällt es zunehmend leichter, die Branchengrößen nach Hamburg zu locken und das Team zu verstärken.

Hamburg. Als Igor Vori am vergangenen Wochenende sein neues sportliches Zuhause in Augenschein nahm, war der kroatische Weltklassehandballer dann doch beeindruckt: "Hier steht eine hochmoderne Trainingshalle, die Volksbank-Arena, gleich neben dieser grandiosen Color-Line-Arena, das ist schon einmalig."

Diese Wertschätzung hat Gewicht. Vori kennt die große Handballwelt. Mit seiner Nationalmannschaft ist der Olympiasieger von 2004 weit herumgekommen, die zwei Jahre beim FC Barcelona (2005-2007) zählt er rückblickend zu den "bisher schönsten meiner Karriere". Nun wechselt er aus Zagreb zum HSV. "Hamburg hat ein ähnliches maritimes Flair wie Barcelona, die Stadt hat mir auf Anhieb fantastisch gefallen", bekannte der 28-Jährige.

Der deutsche Vizemeister hat sein internationales Starensemble mit einem weiteren Hauptdarsteller besetzt, und es fällt Sportchef Christian Fitzek (48) zunehmend leichter, die Branchengrößen nach Hamburg zu locken. Weitere sind für die nächsten Spielzeiten im Anmarsch. "Der HSV hat sich einen exzellenten Ruf in der Handballszene erworben", sagt Blazenko Lackovic (28). Voris Landsmann wirft seit August 2008 für den HSV, und er war es auch, der dem bulligen Abwehrass und Kreisläufer (2,03 Meter groß, 107 Kilo schwer) den Charme dieser Ortsveränderung eindringlich nahe gelegt hatte.

Natürlich geht es auch im Handball in erster Linie ums Geld. Der HSV zahlt Spitzengehälter, bis zu eine Million Euro für einen Dreijahresvertrag, und sie werden seit viereinhalb Jahren dank Präsident Andreas Rudolph ("woanders sind die Löhne oft weit höher als bei uns") stets pünktlich überwiesen. Das hat sich herumgesprochen, denn das ist nicht überall so, vor allem in Spanien nicht, wo es auf dem Papier größere Summen zu verdienen gibt, weil die Steuersätze für Sportler und Künstler niedriger sind. Aber nur Champions-League-Sieger Ciudad Real und den FC Barcelona scheinen keine Zahlungsschwierigkeiten zu plagen, den anderen Klubs der Liga Asabol dagegen laufen momentan ihre Leistungsträger weg.

"Geld ist aber nicht alles", sagt Fitzek, "bei uns stimmt das Gesamtpaket." Das setze sich - neben des verlässlichen Finanzausgleichs - aus der Stadt, dem Umfeld im Verein, der Betreuung, der inzwischen immer gut besuchten Color-Line-Arena, der Atmosphäre im Team und dem Trainer zusammen. HSV-Coach Martin Schwalb (46) gilt als Spielerversteher, das kommt an. Wie der Zuschauerzuspruch in der Bundesliga. "Es macht einfach mehr Spaß, vor zehntausend Leuten aufzulaufen als vor fünfhundert bis tausend in anderen europäischen Ligen", sagt Fitzek. "Als Spieler willst du ein Feedback für deine Leistung erhalten. Da macht es einen Unterschied, ob du von wenigen müde beklatscht oder von vielen enthusiastisch gefeiert wirst." Auch honorieren es die Profis, dass sich der HSV um sie persönlich bemüht. "Die Hamburger waren die einzigen, die zu mir und meinem Vater nach Zagreb gekommen sind", sagt der kroatische Spielmacher Domagoj Duvnjak (21). Fitzek war da. Duvnjak unterschrieb einen Vertrag beim HSV von 2011 bis 2014. Er soll früher kommen. Die Klubs streiten derzeit über die Ablöse.

Der momentane Kaufrausch des HSV steht nur scheinbar im Widerspruch zu den angekündigten Sparmaßnahmen. "Wir werden unseren Kader in den nächsten Jahren verkleinern, daran hat sich nichts geändert. Dennoch müssen wir flexibel bleiben, wenn Spieler auf dem Markt sind, die in unsere mittelfristige Planung passen", sagt Fitzek.