“Es könnten erhebliche Probleme auf uns zukommen“, sagt Hans-Ludolff Matthiessen.

Hamburg. - Mit diesen Worten reagierte der Schatzmeister des Hamburger Renn-Clubs und langjährige Geschäftsführer der Hamburger Trabrenngesellschaft auf das jüngste Grundsatzurteil des Bundesfinanzhofes in Sachen Pferderennsport.

Das höchste Finanzgericht hat entschieden, dass Pferderennen nicht gemeinnützig und deshalb grundsätzlich steuerpflichtig sind. Im aktuellen Fall hatte der Finanzhof gegen den Trabrennverein Dinslaken prozessiert. Der vertritt wie alle Rennvereine die Auffassung, dass Pferderennen als Leistungsprüfungen für die Tierzucht unerlässlich und somit steuerbefreit seien.

"Seit vielen Jahren gibt es in dieser Frage Auseinandersetzungen mit den Finanzverwaltungen", sagte Matthiessen. Kenner der Szene vermuten, dass die Steuerverbindlichkeiten allein in Hamburg bei mehr als sechs Millionen Euro (Traben) und einer Million Euro (Galopp) liegen. Der 2008 zurückgetretene Traber-Präsident Jürgen Hunke hatte zugegeben: "Wenn wir diese Summen jemals zahlen müssten, wäre der Rennsport in Hamburg auf einen Schlag pleite."

Damit der Pferdesport überhaupt weiter existieren kann, gab es in der Vergangenheit zwischen Trabern und Galoppern auf der einen und den staatlichen Stellen stets ein Agreement. Dennoch war einmal in der Horner Geschäftsstelle unvermutet ein Vollstreckungsbeamter des Finanzamtes erschienen. Man einigte sich auf eine Vertagung bis zur Entscheidung.

Diese könnte jetzt bevorstehen, denn der Finanzhof sieht keinen Anlass, den Pferdesport zu begünstigen. Auto- und Radrennen, Boxveranstaltungen und Fußballspiele seien schließlich ja auch steuerpflichtig, heißt es.

Rennvereine leben in der Regel zum überwiegenden Teil von Wetteinnahmen. Gewettet werden kann aber nur dann, wenn auch eine Totogenehmigung vorliegt. In Hamburg ist dafür die Wirtschaftsbehörde zuständig, und die erteilt sie nur, wenn Traber und Galopper letztlich gemeinnützig sind.

Noch halten die Finanzämter still. Die Rennvereine hoffen darauf, dass sie rückwirkend nicht zur Kasse gebeten werden. "Wir möchten endlich Klarheit, damit wir weiter planen können und den Pferderennsport am Leben erhalten können", sagte Hans-Ludolff Matthiessen.