Britta Steffen hat ihrem zweiten Weltrekord eine Kampfansage für die WM in Rom (25. Juli bis 2. August) folgen lassen.

Berlin. "Ich kann vielleicht hinten raus noch ein Zehntel schneller schwimmen. Aber das heben wir uns auf." Britta Steffen hat ihrem zweiten Weltrekord bei den deutschen Schwimmmeisterschaften in Berlin eine Kampfansage für die WM in Rom (25. Juli bis 2. August) folgen lassen. Der Weltmeistertitel fehlt der zweimaligen Olympiasiegerin noch in ihrer Medaillensammlung. Nachdem die 25-Jährige am Donnerstag im Vorlauf bereits locker 52,85 Sekunden gekrault war, verbesserte sie am Sonnabend ihre Bestmarke im Finale auf 52,56 Sekunden.

Aber nicht nur Steffens Leistungen machen Bundestrainer Dirk Lange Hoffnung für Rom: Paul Biedermann (Halle an der Saale) über 200 Meter Freistil - in einem zwei Jahre alten Dress - und Marco Koch (Darmstadt) über 200 Meter Brust empfahlen sich mit Europarekorden, Daniela Samulski (Essen) über 50 Meter Rücken mit einem weiteren Weltrekord. Die Hightech-Badeanzüge ebneten den Weg in eine andere Zeitrechnung: Insgesamt drei Weltrekorde, drei Europarekorde und 13 nationale Bestmarken der Titelkämpfe lassen das deutsche Team nach den Enttäuschungen der Olympischen Spiele in Peking wieder auf bessere internationale Ergebnisse hoffen. Die künftige Formel: Britta Steffen - und noch viele mehr. Lange freute sich über die "Aufbruchstimmung", warnte jedoch: "Wir dürfen das nicht überbewerten." Leid ist er die Anzugdiskussion. "Es braucht sich keiner zu entschuldigen, wenn er eine gute Zeit schwimmt. Alle nutzen nur das aus, was erlaubt ist." Die große Frage aber bleibt: Greift schon die Strukturreform, oder machen nur die neuen Kleider schnellere Schwimmer?

Die Hamburger Deibler-Brüder Markus (19) und Steffen (21) konnten den Auftrieb nicht nutzen. Zwar verteidigte Steffen seinen Titel über 50 Meter Freistil, verlor diesen und seinen deutschen Rekord über die doppelte Distanz aber in mäßigen 49,10 Sekunden an den überragenden Biedermann (48,39). Über 200 Meter Freistil wurde er Dritter, wie Markus Deibler über 100 Meter Freistil. Die WM-Norm erfüllten beide in keiner Disziplin. Dennoch sollten sie heute für Rom nominiert werden. Für die Freistilstaffeln sind sie gut genug. Etwa 24 Schwimmer dürften heute das WM-Ticket vom Verband erhalten. In zwei Wochen beginnt die letzte Phase der Vorbereitung in Ravenna (Italien).

Steffen verbeugte sich nach ihrem erneuten Weltrekord vor ihren Berliner Fans. "Das Wichtigste ist, dass man Freude hat an dem, was man tut. Das ist eigentlich das ganze Geheimnis", verriet sie. Und: "Der Anzug macht nicht alles aus, schwimmen muss man allein. Der Schwimmer muss die technische Entwicklung auch umsetzen." Über 50 Meter Freistil blieb sie am Sonntag allerdings deutlich über ihrer persönlichen Bestzeit. "Heute war ein bisschen die Luft raus, aber das zeigt, dass ich auch nur ein Mensch bin", stellte sie fest. Rom bereitet ihr kein Kopfzerbrechen: "Ich weiß, dass ich für die WM die Favoritenrolle innehabe, aber ich werde daran wachsen."