Vor dem Halbfinalrückspiel der Handballer des HSV in der Champions League bei Titelverteidiger BM Ciudad Real (Sonnabend, 19 Uhr, Eurosport live) ist die Atmosphäre angespannt. Die Spanier wollen den Einsatz des Hamburger Kreisläufers Bertrand Gille verhindern. Das Hinspiel in der Color-Line-Arena hatte Ciudad Real 30:29 gewonnen. Bilder vom Hinspiel.

Ciudad Real. Vor dem Mittagessen der Mannschaft im NH-Hotel in Ciudad Real bat Martin Schwalb, der Trainer der HSV-Handballer, seine Spieler kurz um Gehör: "Ich wollte euch noch zwei Dinge sagen, damit ihr es wisst: Petar Metlicic (der Rückraumstar der Spanier, die Red.) hat in der spanischen Presse angekündigt, dass wir auf die Fresse kriegen werden. Und: Ciudad Real will den Brustpanzer von Bertrand Gille vor dem Spiel von den Schiedsrichtern überprüfen lassen." Und das war noch nicht genug der Motivation. HSV-Präsident Andreas Rudolph ergänzte die Worte des Coaches: "Ich habe gehört, dass der THW Kiel schon den Flug zum Finale nach Ciudad Real gebucht hat."

Das ist die Ausgangslage: Der deutsche Handballmeister THW Kiel hat sich im Halbfinale der Champions Legaue in einem deutschen Duell bereits gegen die Rhein-Neckar Löwen aus Mannheim durchgesetzt. Im Hinspiel siegten die Kieler 37:23, das Rückspiel verloren sie in letzter Minute 30:31. Der HSV und Titelverteidiger Ciudad Real, die Provinzhauptstadt liegt 200 Kilometer südlich von Madrid, ermitteln an diesem Sonnabend (19 Uhr, Eurosport live) den Finalgegner des THW. Das Hinspiel hatten die Spanier in der Color-Line-Arena mit 30:29 gewonnen. Der HSV muss also mindestens mit einem Tor Vorsprung in der Quijote-Arena siegen, um das Endspiel noch zu erreichen. Bei einem 30:29-Erfolg der Hamburger gibt es sofort nach dem Abpfiff ein Siebenmeterwerfen. Ansonsten entscheiden bei einem Sieg mit einem Treffer Differenz die auswärts erzielten Tore.

Der Fall Bertrand Gille. Der 31 Jahre alte Franzose hatte sich vor drei Wochen beim Bundesligaspiel des HSV in Göppingen eine Rippe angebrochen. Das Hinspiel gegen Ciudad Real bestritt der Kreisläufer vor einer Woche mit einem Brustpanzer aus Kunststoff und warf fünf Treffer. Jetzt wollen die Spanier den Schutzanzug kurz vor dem Spiel von den Schiedsrichtern überprüfen lassen. Sollten die Unparteiischen feststellen, dass von dem Textil eine gesundheitliche Gefährdung für die Gegenspieler ausgeht, und das ist die Hoffnung des BM Ciudad Real, müsste Bertrand Gille den Panzer ablegen und nur mit einem Stoffverband spielen. Das würde Gille auch tun, er könnte aber vermutlich nicht den Einsatz zeigen wie mit dem Korsett. Rippenverletzungen sind besonders schmerzhaft und rauben die Luft zum Atmen. Schon im Hinspiel hatte Bertrand Gille nur mithilfe einer schmerzstillenden Spritze und von Tabletten auflaufen können.

Diese Maßnahmen zeugen vom Respekt der Spanier gegenüber dem HSV. "Die Hamburger sind eine der besten Handballmannschaften der Welt und können auch bei uns gewinnen. Wir müssen höllisch aufpassen", warnte Ciudad Reals Trainer Talant Dujshebaev. Er schaute am Freitagabend sogar beim Training des HSV in der Quijote-Arena vorbei, um sich ein Bild zu machen, wer bei den Hamburgern zum Einsatz kommen wird. Dass der krebskranke HSV-Spielmacher Oleg Velyky die lockere Einheit mitmachte, versetzte Dujshebaev einen Schreck. Doch er kann sich beruhigen. Velyky, einst einer der besten Handballregisseure der Welt, wird nach seiner vierten Krebsoperation nur auf der Tribüne sitzen. Ansonsten fällt beim HSV nur Abwehrkante Dimitri Torgowanow mit einer Außenbanddehnung im linken Knie aus.

"Wir werden gewinnen, davon bin ich weiterhin fest überzeugt", sagt HSV-Boss Rudolph. Er will kurz vor dem Spiel noch einmal eindringliche Worte an das Team richten. Schließlich geht es neben einem sportlich historischen Triumph auch ums Geld. Für den Einzug ins Finale der Champions League würde der HSV 75.000 Euro Prämie erhalten.