In der Eishockey-Nationalmannschaft fällt Schubert die Rolle des Hoffnungsträgers ganz automatisch zu. Die NHL-Erfahrung gilt wie bei Stürmerkollege Jochen Hecht von den Buffalo Sabres automatisch als Qualitätssiegel.

Bern. Bern und München trennen immerhin rund 400 Kilometer, doch kaum war Bayern-Trainer Jürgen Klinsmann gestern Vormittag entlassen, hatte sich im Internetzeitalter die Nachricht auch schon bis zu Christoph Schubert herumgesprochen. Der Eishockeyprofi weilt derzeit mit der deutschen Nationalmannschaft in der Schweizer Hauptstadt. Heute (20.15 Uhr, DSF live) geht es für ihn und seine Teamkollegen im entscheidenden WM-Vorrundenspiel gegen Frankreich ums Weiterkommen.

Dass der gebürtige Münchner bei dieser Partie überhaupt auf dem Eis stehen wird, hängt unter anderem mit einer folgenschweren Entscheidung zusammen, die er einst als Jugendlicher traf. Damals stand der heute 27-Jährige selbst vor einem Wechsel zum FC Bayern, entschied sich aber fürs Eishockey. Es war die richtige Wahl: Schubert schaffte später den Sprung nach Nordamerika, seit vier Jahren spielt er in der Eliteliga NHL für die Ottawa Senators. Fußballbegeistert ist er als Fan von 1860 München dennoch geblieben.

In der Eishockey-Nationalmannschaft fällt Schubert die Rolle des Hoffnungsträgers ganz automatisch zu. Die NHL-Erfahrung gilt wie bei Stürmerkollege Jochen Hecht von den Buffalo Sabres automatisch als Qualitätssiegel. Zu Recht, wie Schubert meint, ohne arrogant klingen zu wollen: "Ich hoffe, dass man das auch auf dem Eis sieht."

Am Sonntag, beim 2:3 nach Verlängerung gegen die Schweiz, machte der Bayer unter anderem mit einem seiner raren Treffer auf sich aufmerksam. Bei Teamkollege Hecht unkten Kritiker hingegen, ob er überhaupt mitgespielt habe. Der frühere Mannheimer hatte bereits nach der 0:5-Auftaktniederlage gegen Russland von Anpassungsproblemen gesprochen. "Die Umstellung auf die größere Eisfläche fiel schwer, weil die Laufwege komplett anders sind", sagte der 31-Jährige, der dem Team vor allem mit der Art, wie er kämpfe, ein Vorbild sein möchte.

Schubert hingegen macht auch schon mal den Mund auf. "Ich versuche, vor allem den jüngeren Spielern mit meiner Erfahrung zu helfen", sagt der Defensivstratege. "Es liegt an ihnen, ob sie es dann annehmen oder nicht." Den "großen Trainer" wolle er dabei nicht spielen. "Wenn ich aber etwas Verbesserungswürdiges sehe, spreche ich es an. Hin und wieder kommt auch im Training einer zu mir und fragt nach."

Während Bundestrainer Uwe Krupp nicht müde wird, den Stellenwert der beiden Exportspieler zu unterstreichen, muss Frankreichs Trainer Dave Henderson ohne NHL-Stars auskommen. Der ehemalige Ingolstädter Stürmer Yorick Treille ist einer von wenigen Akteuren, die zumindest im Nachwuchsbereich oder in unterklassigen Ligen Nordamerika-Erfahrung sammelten. Der 28-Jährige spielt mittlerweile für HC Vitkovice in Tschechien, die meisten seiner Teamkollegen sind in der heimischen Liga aktiv. "Das ist ein klarer Nachteil für uns", meint Treille. "Die Intensität der Spiele in Frankreich ist einfach viel geringer als in anderen Ligen."

Weil die Franzosen den Schweizern jedoch nur 0:1 unterlagen, warnt Krupp davor, den Gegner zu unterschätzen: "Das ist ein Spiel auf Augenhöhe, in dem die Tagesform entscheiden kann." Bei Fans und Medien wird dennoch schon Richtung Zwischenrunde geschielt. Mit Marcel Goc und Christian Ehrhoff von den San Jose Sharks, die in den Play-offs bereits ausgeschieden sind, sowie Dennis Seidenberg von den Carolina Hurricanes könnten drei weitere der insgesamt sieben deutschen NHL-Profis kurzfristig zum Team stoßen. Derzeit hätte zumindest Seidenberg jedoch ganz andere Probleme als die WM, meint Krupp. Gegen Frankreich spricht der Nordamerikafaktor ja auch so für die Deutschen: 2:0. Ein fußballtypisches Ergebnis, mit dem nicht nur Schubert gut leben könnte.