Zum Auftakt trifft der Hamburger Alexander Barta mit der Nationalmannschaft gleich auf Titelverteidiger Russland.

Bern. Wer in diesen Tagen am Berner Flughafen Belp eintrifft, wird sogleich mit der heute beginnenden Eishockey-Weltmeisterschaft konfrontiert. "Welcome to ice hockey country", prangt es in rot und weiß auf großen Bannern vor dem Eingang zum Terminal. Klein und schnell zu übersehen, klebt dagegen ein roter Fußball an der Tür. Kicken scheint in der Schweizer Hauptstadt im Moment nur die zweite Geige zu spielen. Dabei wurde hier mit dem runden Leder doch Historisches vollbracht. Das berühmte deutsche WM-Wunder von 1954 ist auch Alexander Barta ein Begriff. Der Nationalspieler in Diensten der Hamburg Freezers bezeichnet sich zwar nicht unbedingt als Fan, aber durchaus als Fußballinteressierter.

Er habe so einiges über das Wunder gelesen, erzählt der gebürtige Berliner. Gedanken an eine mögliche Wiederauflage auf dem Eis will der 26-Jährige hingegen nicht verschwenden. Zu unrealistisch scheint ein Durchmarsch der weit von der Weltspitze entfernten Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes zu sein. Daran ändert eben auch nichts, dass das Team von Bundestrainer Uwe Krupp alle Spiele bis zum möglichen Finale in Bern absolvieren würde. Für Barta käme es schon einem Wunder gleich, wenn heute zum Auftakt der Vorrunde ein Punktgewinn gegen Titelverteidiger Russland glücken sollte (16.15 Uhr/DSF live).

"Natürlich wollen wir es den Russen so schwer wie möglich machen", sagt der Stürmer, der mit seinem Zimmergenossen und ehemaligen Berliner Eisbärenkollegen Sven Felski sowie dem Düsseldorfer Daniel Kreutzer eine Angriffsreihe bilden wird. 1971 gab es in Bern schon einmal einen WM-Auftakt gegen die damalige Sowjetunion - und eine 2:11-Abfuhr gleich dazu. Ganz so schlimm werde es sicher nicht kommen, meint Barta. "Außenseiter sind wir, ganz klar. Mal abwarten, wie das Spiel läuft."

Barta jedenfalls fühlt sich nach einem Leistungsloch in den Play-offs der Deutschen Eishockey-Liga bereit für die großen Aufgaben seiner dritten A-Weltmeisterschaft. Noch im November vergangenen Jahres hatte der 1,80 Meter große Profi um seine Karriere bangen müssen. Nach einem Oberschenkelbruch und siebeneinhalb Monaten Pause war bei der letzten radiologischen Untersuchung vor dem geplanten Comeback festgestellt worden, dass der Knochen den Belastungen möglicherweise nicht standhalten würde. Erst im Januar durfte er wieder aufs Eis.

Gleich im ersten Spiel gelang ihm ein Traumtor, auch in den folgenden Partien knüpfte der ehrgeizige Angreifer nahtlos an frühere Leistungen an. Daher wollte auch Uwe Krupp ("Alex macht uns besser") wenig später bei der Olympia-Qualifikation nicht auf seine wiedergenesene Stammkraft verzichten und sorgte damit bei dessen Klub für Verärgerung. Dabei hatte Barta sich selbst danach gesehnt, wieder für das Nationalteam spielen zu können. "Der Verein muss sich im Klaren sein, dass seine guten Deutschen eben auch im Nationalteam aktiv sind", sagt Barta rückblickend. "Wenn ich die Möglichkeit habe, im Nationalteam zu spielen, werde ich das auch weiter tun. Ich bin immer wieder stolz darauf." Deutliche Worte, die allerdings alles andere als ein Wunder sind. Barta ist bekannt dafür, dass er nicht mit seiner Meinung hinter dem Berg hält. Selbst wenn er sich gerade in der Schweiz aufhält.