Aus dem Ruhestand zurück ins Rampenlicht – dem Lockruf seines langjährigen Freundes und Bayern-Managers Uli Hoeneß mochte Jupp Heynckes nicht widerstehen.

Düsseldorf/München. Obwohl der Weltmeister von 1974 nach insgesamt zehn Stationen mit der Arbeit als Trainer eigentlich abgeschlossen und sich als Frührentner in sein "Casa de los Gatos" (Haus der Katzen) am Stadtrand von Mönchengladbach zurückgezogen hatte, ließ er sich zu einem Comeback überreden. "Ich tue das für den FC Bayern, der mir das Sprungbrett in den internationalen Fußball gegeben hat, und aus Freundschaft zu Uli Hoeneß", sagte der 63-Jährige der "Rheinischen Post".

Es passt ins Bild von einem spektakulären Coup, dass Heynckes ausgerechnet gegen seinen ehemaligen Club Borussia Mönchengladbach am Sonnabend erstmals wieder auf der Bank Platz nimmt.

Anders als viele andere seiner ebenfalls pensionierten Kollegen mied Heynckes in den vergangenen Jahren weitgehend die Öffentlichkeit. Gesundheitliche Probleme (Fußoperation) waren nicht der einzige Grund für den Rückzug ins Private. Die letzten beiden Trainerstationen hatten dem renommierten Fußballlehrer die Freude an seiner Arbeit verleidet. In Gelsenkirchen musste er im September 2004 nach gut 14 Monaten gehen begleitet von der beißenden Polemik des damaligen Vereinsmanagers Rudi Assauer: "Der Jupp ist ein Fußballer der alten Schule, aber wir haben 2004."

Nicht minder schmerzhaft verlief die Trennung Anfang 2007 in Mönchengladbach nach nur 215-tägiger Amtszeit. Als einen der Gründe für seinen Rückzug beim kriselnden Altmeister führte Heynckes anonyme Drohungen an. "Am vergangenen Wochenende hat dies eine Dimension erreicht, die ich meiner Frau nicht länger zumuten wollte. Diese Drohungen waren so ernst zu nehmen, dass ich in Bochum und Cottbus von mehreren Polizisten in Zivil begleitet wurde", gestand er damals.

Weniger unangenehm sind die Erinnerungen an sein erstes Engagement beim FC Bayern von 1987 bis 1991. Schließlich gelangen dem Ex-Nationalspieler sowie Weltmeister (1974) und Europameister (1972) in den Jahren 1989 und 1990 seine Meistertitel als Trainer. Doch als der Erfolg ausblieb, sprachen die Münchner im Oktober 1991 die Kündigung aus. Diesen Schritt bezeichnete Hoeneß im Nachhinein wiederholt als die "größte Fehlentscheidung" seiner Managerkarriere.

Auf seinem langen Trainerweg sammelte Heynckes bei insgesamt vier deutschen (Borussia Mönchengladbach, Bayern München, Eintracht Frankfurt, Schalke) und drei spanischen Clubs (Bilbao, Teneriffa, Real Madrid) sowie einem portugiesischem Verein (Benfica Lissabon) reichlich Erfahrung. Wie dicht Freud und Leid im Fußball mitunter zusammenliegen, bekam er vor allem 1998 zu spüren. Nur eine Woche nach dem Triumph im Champions-League-Finale folgte bei Real Madrid der Rauswurf. "Die Entscheidung erfüllt mich mich Traurigkeit. Heynckes hat gute Arbeit geleistet", kommentierte der damalige Real- Chef Lorenzo Sanz den ungewöhnlichen Schritt.