Den Handballern des HSV droht das Aus in der Champions League. Im Halbfinalhinspiel unterlagen die Hamburger Titelverteidiger BM Ciudad Real mit 29:30 (Halbzeit 13:12). Das Rückspiel findet am kommenden Sonnabend um 19 Uhr (Eurosport live) in Spanien statt.

Hamburg. Die Enttäuschung stand ihnen ins Gesicht geschrieben, doch sie kämpften mit starken Worten gegen die unnötige Niederlage an. 29:30 (13:12) hatte der HSV das Halbfinalhinspiel der Handball-Champions-League gegen Titelverteidiger BM Ciudad Real verloren, doch ans Ausscheiden dachte in den Stunden nach der Begegnung niemand. "Wir sind auf Augenhöhe mit den Spaniern, das haben wir über weite Strecken des Spiels bewiesen", sagte HSV-Kapitän Guillaume Gille, "wir haben nur zu viele dumme Fehler gemacht. Die müssen wir beim Rückspiel abstellen, dann haben wir eine Chance, doch noch das Finale zu erreichen."

Dabei hatte alles bestens begonnen. Die erste Halbzeit war die des Johannes Bitter. Der Nationaltorhüter, zuletzt stark in der Kritik, war wieder der Rück-Halt der Hamburger. Sensationelle 15 (von 30) Würfe der Spanier entschärfte der 26-Jährige in den ersten 30 Minuten, darunter alle drei Siebenmeter. "Das war überragend", sollte HSV-Trainer Martin Schwalb hinterher sagen. Aber auch im Angriff hatte der HSV seine Durchschlagskraft wiedergefunden. Das lag vor allem an der Rückkehr von Kreisläufer Bertrand Gille, der zwei Wochen nach seinem Rippenbruch mit einem Brustpanzer aufs Feld lief. Der Schutzverband schmälerte die Wendigkeit des Franzosen jedoch um keimen Deut. Bereits nach 106 Sekunden erzielte der 31-Jährige seinen ersten Treffer zum 1:1-Zwischenstand.

Das Tor wurde zum Signal der besten Phase der Hamburger in diesem Spiel. Die (sehr bewegliche) Deckung stand, Bitter dahinter, und vorn war fast jeder Wurf ein Treffer. Nach 15 Minuten hatte der HSV beim Stand von 11:5 einen Sechstorevorsprung herausgeworfen, drei Minuten später führte er immer noch mit 12:7. Der von Hans Lindberg verwandelte Siebenmeter sollte indes für fast zwölf Minuten der letzte Treffer des HSV gewesen sein. Grund der Flaute: Die Abwehr brachte nicht mehr die vorher gezeigte Aggressivität auf, und im Angriff häuften sich die Fehlpässe und Fehlwürfe. Die Folge: Alberto Enterrios erzielte für Ciuad Real in der 29. Minute den Ausgleich zum 12:12. Im Gegenzug gelang es Pascal Hens, mit seinem ersten Treffer zum 13:12 zumindest die Führung zur Pause zu sichern. Sie sollte nicht lange Bestand haben.

Nach dem Wechsel drehte sich das Spiel komplett. Der HSV fand nicht mehr seinen anfänglichen Rhythmus, Bitter bekam Hände und Füße nicht mehr an die Bälle, und Ciudad Real führte plötzlich in der 34. Minute 18:15. Trainer Schwalb reagierte und schickte Per Sandström für Bitter ins Tor. Der Schwede (hielt insgesamt 7 von 19 Würfen) parierte zwar gleich zwei der ersten drei Würfe, doch sein Gegenüber, der serbische Nationaltorhüter Arpad Sterbik (13 von 33), machte seinen Job nicht schlechter. Die Hamburger wurden hektisch und warfen fortan ständig einem Rückstand von drei bis fünf Treffern (18:23 in der 41. Minute) hinterher.

Allein kämpferisch konnte der HSV im zweiten Durchgang überzeugen, und dieser unbändige Einsatzwille setzte die Spanier noch einmal gehörig unter Druck. Der Kroate Blazenko Lackovic verkürzte in der 48. Minute auf 24:25, als Ciudad Real nach zwei Hinausstellungen nur noch vier Spieler am Kreis aufbieten durfte. Drei Minuten später warf Kapitän Guillaume Gille das 25:25 da waren die Hamburger mit einem Mann weniger auf dem Feld. Und dann war sie wieder da, diese besondere Champions-League-Stimmung. Unter dem frenetischen Jubel und Standing Ovations der 10.119 Zuschauer schaffte Torsten Jansen nach fast 20 Minuten die erneute Führung für den HSV. Der Nationallinksaußen traf in der 52. Minute nach einem Tempogegenstoß zum 26:25.

Doch am Ende nützten aller Kampfgeist und alle Anfeuerungsrufe nichts. Die Spanier waren cleverer, nutzten ihre Chancen besser, der HSV erspielte sich zu wenige. "Jetzt müssen wir eben in Spanien ein kleines Wunder schaffen. Und warum sollten wir das nicht schaffen", meinte Lackovic.

Statistik: Tore: HSV Hamburg: Lindberg 6 (3 Siebenmeter), B. Gille 5, G. Gille 4, Lackovic 4, Schröder 2, Jansen 2, Hens 2, K. Lijewski 2, Grimm 1, M. Lijewski 1; Ciudad Real: Rutenka 6, Enterrios 6, Källman 6, Stefansson 4, Abalo 2, Vaquero 2, Fernandez 1, Pajovic 1, García Parrondo 1, Dinart 1. - Schiedsrichter: Dr. Tajok/Dobrovits (Ungarn). Zuschauer (in der Color-Line-Arena): 10.119. Zeitstrafen (2 Minuten): 3; 4.

Im zweiten Halbfinale treffen am Sonntag (17.30 Uhr, Eurosport live) der THW Kiel und die Rhein-Neckar Löwen aufeinander.