Der Mittelfeldspieler spricht im Interview mit dem Abendblatt über die gestiegene Erwartungshaltung, den verpatzten Saisonstart mit Hannover und das Spiel gegen den HSV.

Hamburg/Hannover. Abendblatt: Herr Balitsch, Sie sind doch eigentlich gelernter zentraler Mittelfeldspieler. Beim 0:3 in Berlin am Mittwoch spielten Sie aber in der Innenverteidigung.
Hanno Balitsch: Zum insgesamt zweiten Mal, aus der Not heraus. Wohlfühlen ist zwar etwas anderes, aber ich kenne das, da ich in der Vergangenheit häufiger auf verschiedenen Positionen eingesetzt worden bin, ob im rechten Mittelfeld oder rechts hinten. Während meiner Zeit bei Bayer Leverkusen war es ähnlich. Für den Trainer ist es sicher ein Segen, wenn er die Lücken zuschütten kann.


Abendblatt: Aber angesichts der vielen Verletzungen bei 96…
Balitsch: …wir brauchen nicht drum herumzureden: Bei uns ist die Seuche ausgebrochen. Uns fehlt dadurch der Spielrhythmus, der Trainer ist ständig gezwungen, umzubauen. Einen Rhythmus kann man aber nur erlangen, wenn man über einen längeren Zeitraum regelmäßig trainieren kann und in festen Positionen spielt.


Abendblatt: Die fehlende Konstanz zeigt sich auch in den Ergebnissen. Dem 5:1 gegen Mönchengladbach folgte ein 0:4 in Leverkusen, nach dem 1:0 gegen die Bayern konnte Hannover nur zwei Punkte aus vier Spielen einfahren.
Balitsch: Das ist Ausdruck dafür, dass sich die Mannschaft noch nicht gefunden hat, das muss man einfach zugeben nach zehn Spieltagen. Neun Punkte sind viel zu wenig. Aber wenn Formschwankungen, Verletzungen und wechselnde Aufstellungen in einer Mannschaft zusammentreffen, ist es schwer, ein Gerüst zu finden.


Abendblatt: Dabei lief es vergangene Saison noch so gut…
Balitsch: …und die Erwartungshaltung von außen ist entsprechend groß gewesen, nachdem viele gesagt haben, dass wir die beste Saison aller Zeiten gespielt und uns mit Forsell, Eggimann und Schlaudraff verstärkt hatten. Da hat sich Druck aufgebaut. Aber Sie dürfen auch nicht vergessen, dass unser Auftaktprogramm schwer war.


Abendblatt: Und jetzt fiel auch noch Robert Enke aus und fehlt als Führungspersönlichkeit.
Balitsch: Er ist trotzdem nah an der Mannschaft, fehlt uns aber natürlich auf dem Platz. Das wirkte umso schlimmer, weil zuvor Ismael weggebrochen war, Tarnat so lange ausfiel, Rosenthal von einer Muskelverletzung in die nächste stürzte und Neuzugänge noch nicht angekommen waren. Und dann noch Enke! Logisch, dass dann die Frage kam: Wer soll jetzt noch Verantwortung übernehmen und führen? Die Hierarchie ist zusammengebrochen.


Abendblatt: Zuletzt spielte Hannover im 4-2-3-1-System…
Balitsch: …ja, aus der Situation heraus, weil die Mannschaft in diesem System von der vergangenen Saison gefestigter ist. Vorher spielten wir im 4-4-2.


Abendblatt: Lassen Sie mich raten: Vermutlich ist Hamburg am Sonnabend Favorit für Sie?
Balitsch: Gerade angesichts unserer personellen Situation sind wir krasser Außenseiter, auch wenn wir unsere Chance suchen wollen. Wolfsburg und Hoffenheim haben es uns vorgemacht, dass der HSV zu knacken ist, wenn man sie unter Druck setzt.


Abendblatt: Und gegen Bayern hat 96 schließlich auch Zuhause gewonnen.
Balitsch: Okay, aber man muss zugeben, dass das ein günstiger Zeitpunkt war, um gegen München zu spielen. Und im nächsten Heimspiel gegen Hoffenheim haben wir schon wieder fünf Stück kassiert.