SÖLDEN. Wenn am Sonnabendvormittag auf dem Gletscher über Sölden das erste Rennen des Winters stattfindet, ist dies auch für Maria Riesch ein Neubeginn. "Die letzten zwei Jahre waren ja nicht so toll", sagt Deutschlands beste Ski-Rennläuferin. Doch nach zwei Kreuzbandrissen ist die Zeit der Klagen jetzt vorbei. Maria Riesch hat im Sommer "endlich wieder schmerzfrei" trainieren können - und sie schuftete gleich dermaßen ausgiebig und entschlossen, dass ihr Umfeld staunte. Nun beginnt ihre Karriere beim Weltcup-Riesenslalom droben auf dem Rettenbachferner ein zweites Mal.

Die mittlerweile 22-Jährige hat einiges durchgemacht. Zwei Kreuzbandrisse, der eine rechts im Januar 2005, der andere links im Dezember 2005, unterbrachen die erfolgreiche und erfolgversprechende Karriere einer potenziellen Gesamtweltcup-Gewinnerin. Im vergangenen Winter machte sie schon wieder mit, auch bei der WM in Are, raste in der Abfahrt von Lake Louise sogar sensationell zum vierten Sieg im Weltcup, doch von der alten Stärke war sie tatsächlich ziemlich weit entfernt. Nun gibt sie sich angriffslustig: Top-10-Platzierungen sollen her, und dann nach Weihnachten auch mal wieder Siege.

Im vergangenen Winter fuhr Maria Riesch oft zu zauderhaft, vor allem bei widrigen Sichtverhältnissen. Damit müsse nun Schluss sein, sagt Cheftrainer Mathias Berthold: "Da rede ich doch gar nicht mehr drüber." Seine Vorzeigefahrerin tut das allerdings auch nicht mehr, sie spricht schon wieder von Zielen, die vor dem Karriereknick nicht zu hoch gesteckt schienen. Sie will jedes Rennen fahren, alle vier Disziplinen, "nur so hat man ja Chancen auf den Gesamtweltcup". Die "große Kristallkugel" ist in diesem Winter ohne WM oder Olympia die wichtigste Trophäe, für Riesch aber wohl noch außer Reichweite.

Mit dem Sieg am Sonnabend wird Riesch vermutlich nichts zu tun haben, Berthold sortiert sie "so um Rang zehn" ein, wenn's gut läuft. Besser sollte sich Riesenslalom-Spezialistin Kathrin Hölzl schlagen, bei der WM glänzende Sechste, am Ende des vergangenen Winters Fünfte in der Weltcup-Disziplinwertung. "Die Kathy ist bei uns das Maß der Dinge im Riesenslalom", betont Berthold. Dann ist da aber auch noch die junge Viktoria Rebensburg, bei der WM sensationell Achte und im Training "brutal schnell", wie der Cheftrainer berichtet. Die vierte deutsche Starterin in Sölden ist Carolin Fernsebner.

Beim Riesenslalom der Männer am Sonntag sind dann nur zwei deutsche Starter dabei. Felix Neureuther und ein junger Mann namens Fritz Dopfner. Neureuther wäre in der vergangenen Saison fast, aber auch nur fast, Vizeweltmeister im Slalom geworden, er war danach im Weltcup noch glänzend platziert und glaubt, dass er sich auch heuer verbessert hat. "Ich bin körperlich fitter, und ich fühle mich gut", betont er. Im Slalom, glaubt der 23-Jährige, "habe ich mich ziemlich gut in der Weltspitze etabliert", und "das Gefühl, das ich im Slalom habe, kommt auch im Riesenslalom schön langsam."

Besser als Rang 13 war Neureuther im Riesenslalom noch nicht platziert im Weltcup, Fritz Dopfner ist überhaupt noch nicht in der ersten Liga gefahren. Der 19-Jährige startete bisher für Österreich. Weil er die doppelte Staatsbürgerschaft besitzt, wechselte er nach der vergangenen Saison zum Deutschen Skiverband (DSV). "Hier kann ich mich besser entwickeln", versichert er. Als eine Flucht vor dem gewaltigen Konkurrenzkampf im Team Austria will er die Entscheidung "aber nicht verstanden wissen". Der Weltcup-Start in Sölden wird für ihn trotzdem erstmal eine Ausnahme bleiben.