Jonas Hamm: Aus im Vorlauf

HELSINKI. 1500 Meter war Jonas Hamm so schnell gerannt, wie er konnte. Nach 3:43,20 Minuten kam er als Elfter seines Vorlaufs ins Ziel, zu spät, um die nächste Runde zu erreichen. Danach in der Mixed-Zone ging es nur noch zentimeterweise voran. Auf Schritt und Tritt lauerten finnische Medienvertreter dem Halstenbeker auf, der bei der WM für ihr Land startet.

"Es ist schön, daß man als Leichtathlet hier so viel Aufmerksamkeit erhält", sagte der 25jährige von der LG Wedel/Pinneberg, "um so mehr ärgert mich meine Leistung." Eingangs der Schlußrunde hatte Hamm gemerkt, "daß etwas nicht stimmte". Eigentlich war das Renntempo genau so, wie er es sich vorgestellt hatte, um seine Bestzeit (3:40,45) zu unterbieten. Er spürte, wie ihn das Publikum anfeuerte ("ein schönes Gefühl"), doch die Beine machten einfach nicht mit.

"Ich nehme seit Wochen Antibiotika gegen eine Ohrentzündung. Das war wohl noch im Kopf drin", entschuldigte sich Hamm, mal auf Deutsch, dann wieder in fließendem Finnisch, der Sprache seiner Mutter. Trotzdem seien die Titelkämpfe in seiner zweiten Heimat eine schöne Erfahrung gewesen. Möglich gemacht hatte sie seine doppelte Staatsbürgerschaft - und das Recht des gastgebenden Verbandes, Athleten an den Start zu bringen, die nur die weiche C-Norm erfüllt haben. Darauf kann sich Jonas Hamm künftig nicht mehr verlassen. Sein Jurastudium an der Bucerius Law School will er deshalb ruhen lassen und sich gezielt auf die Europameisterschaft 2006 in Göteborg vorbereiten.

Seine Familie, die in Finnland eine Blockhütte besitzt ("Wir sind fast jeden Sommer dort"), ist auch nach Helsinki gekommen. Die Hauptstadt kenne er kaum, erzählt Hamm. Zeit für eine Besichtigung hat er nun. Am Sonnabend reist er dann weiter zur Universiade nach Izmir. Dort hat er nur ein Ziel: das Finale zu erreichen.