Kommentar

Die Konkurrenz hat längst kapituliert. Entgegen anderslautender Beteuerungen haben Ivan Basso und schon gar nicht Jan Ullrich das Format, Lance Armstrong den Tour-Thron streitig zu machen. Wenn der Texaner nicht vom Rad fällt oder einem anderen Malheur zum Opfer fällt, wird er am Sonntag die Frankreich-Rundfahrt zum siebten Mal in Folge gewinnen.

Über die Gründe für seine Dominanz ist viel debattiert worden. Der Schlüssel scheint indes, so abwegig es klingen mag, in seiner Anamnese zu liegen. Als im Herbst 1995 bei ihm Hodenkrebs diagnostiziert wird, beginnt der Kampf ums nackte Überleben. Es folgen zwei Jahre mit einer schlauchenden Chemotherapie und ätzenden Selbstzweifeln. Die Krankheit, hat Armstrong einmal gesagt, ist Teil seines Lebens geworden. Er habe durch sie zu sich selbst gefunden. Und sie hätte einen Willen und Kräfte in ihm geweckt, die er so bei sich nie vermutet habe. Sich dem scheinbar unausweichlichen Schicksal erfolgreich widersetzt zu haben verleiht dem Tourminator jene mentale Stärke und jene Selbstdisziplin, die ihn über alle Konkurrenten erhebt. Es ist seine Art von Dank für die Rückkehr ins Leben.